22. Jan 2021
Afrika: Mehr Malaria, Tuberkulose und AIDS

Die COVID-19-Pandemie hat Afrikas überlastete Gesundheitsdienste hart getroffen und vielen den Zugang zur Behandlung verwehrt. Eine erhöhte Anzahl zusätzlicher Todesfälle durch andere Erkrankungen wird vermutet. Den vielerorts ohnehin schon schwachen Gesundheitsdiensten hat COVID-19 einen schweren Schlag versetzt. Am 21. Januar 2021 zählte der afrikanische Kontinent 3.365.095 COVID-19 Erkrankungen, davon 82.891 Todesfälle. Insgesamt sind 2.822.123 Erkrankte bereits von der Infektion genesen. Die meisten Erkrankungen wurden aus dem Süden Afrikas, aber auch aus dem Norden des Kontinents gemeldet. Geringere Fallzahlen sind im Osten, Westen oder in den zentralen Landesteilen. Einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge, wurde in 14 afrikanischen Ländern ein Rückgang der medizinischen Leistungen um mehr als 50 % beobachtet. Darunter fallen vor allem die fehlende Bereitstellung qualifizierter Geburtshelfer, aber auch die ausbleibende Behandlung von dringenden Malariafällen in den Monaten Mai, Juni und Juli 2020.
Mehr Malaria-Tote durch Pandemie
Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 400.000 Menschen an Malaria. Schätzungsweise zwei Drittel der Todesfälle betreffen Kinder jünger als fünf Jahre. Afrika südlich der Sahara zählt weltweit die meisten Todesfälle, insbesondere bestroffen sind Nigeria, die Demokratische Republik Kongo, Tansania, Niger, Mosambik und Burkina Faso. Aufgrund der Pandemie sind viele Malaria-Präventionskampagnen, zu denen auch die wichtige Verteilung von Moskitonetzen gehört, verzögert oder gar ausgefallen. Etliche Patienten sind aus Angst vor einer Ansteckung oder aufgrund von Lockdown-Regelungen nicht zur Behandlung in die Krankenhäuser gekommen. Die WHO befürchtet, dass es dadurch in Afrika südlich der Sahara im Jahr 2020 zu zusätzlich mehreren Tausend Malaria-Todesfällen gekommen ist.
Kaum Gesundheitspersonal für Tuberkulose
Die Tuberkulose ist eine der 10 häufigsten Todesursachen und tötete weltweit rund 1,4 Millionen Menschen im Jahr 2019. Mehr als 95 % der Tuberkulose-Todesfälle treten in Entwicklungsländern auf, davon rund 25% in Afrika südlich der Sahara. Betroffen sind vor allem Länder wie Südafrika, Nigeria, die Demokratische Republik Kongo, Tansania, Mosambik, Äthiopien, Kenia, Uganda und Simbabwe. Aufgrund der Pandemie wurden in vielen Ländern Ärzte und Gesundheitspersonal die sich normalerweise um die Eindämmung der Tuberkulose kümmern, mit der Behandlung und Eindämmung der COVID-19-Pandemie beauftragt. Infolgedessen wurden Tausende von Tuberkulose-Diagnosen übersehen und nicht gestellt. Modellrechnungen der WHO lassen vermuten, dass dadurch im Jahr 2020 rund 200.000 bis 400.000 zusätzliche Todesfälle aufgetreten sind.
Behandlungen wurden unterbrochen
Weltweit mehr als 38 Millionen Menschen sind derzeit mit HIV infiziert, fast 26 Millionen davon leben in afrikanischen Ländern, darunter v.a. Simbabwe, Südafrika, Botswana und Mosambik. Von den 690.000 Menschen, die 2019 an HIV-bedingten Ursachen starben, waren mehr als 60 % aus Afrika südlich der Sahara. Frauen und Mädchen machten im Jahr 2019 rund 48 % aller HIV-Neuinfektionen weltweit aus - in Afrika waren es laut Angaben der UNAIDS 59 %. Die COVID-19-Pandemie führte dazu, dass eine Vielzahl an Behandlungen von Menschen unterbrochen wurde, weil HIV-Dienste vorübergehend geschlossen werden mussten oder weil die medizinische Versorgung durch COVID-19 überlastet war. Eine von UNAIDS und der WHO durchgeführte Modellierung ergab, dass eine sechsmonatige Unterbrechung der antiretroviralen Therapie zu mehr als 500.000 zusätzlichen Todesfällen durch AIDS-bedingte Krankheiten in Afrika südlich der Sahara führen könnte. Dies würde die Zahl der AIDS-bedingten Todesfälle laut der internationalen Einrichtung „UNAIDS“ in der afrikanischen Region nahezu auf das Niveau von 2008 zurückbringen, als fast eine Million Menschen an AIDS starben.