10. Dez 2022

Brasilien: Chagas-Krankheit in Belém

Fruchtsaftstand (Kolumbien) iStock / 1001nights

Mindestens neun Fälle der Chagas-Krankheit wurden im Stadtteil Pratinha in Belém gemeldet, teilten die städtischen Gesundheitsbehörden mit. Alle Patienten gaben an, Açaí-Beeren gegessen zu haben, bevor sie die ersten Anzeichen und Beschwerden der Krankheit feststellten. Vor allem in Brasilien werden die Früchte und die Palmherzen der sogenannten Kohlpalme als Nahrungsmittel genutzt. In der gesamten Großstadt Belém im Norden Brasiliens sind bis Mitte November 2022 insgesamt 11 Fälle der Chagas-Krankheit gemeldet worden. Zusätzlich werden zu den bestätigten Erkrankungsfällen noch weitere Fälle untersucht. Über die Anzahl wurde von den Behörden keine Angabe gemacht. In Belém werden die meisten Fälle von Chagas landesweit registriert. Immer wieder kommt es zu größeren Ausbrüchen der Erkrankung im brasilianischen Bundesstaat Pará. Im Jahr 2016 wurden alleine in den ersten neun Monaten des Jahres 127 Erkrankungsfälle gemeldet. Unter den Erkrankten kam es auch zu Todesfällen in der Stadt Barcarena. Die meisten Erkrankungsfälle wurden in Breves, Igarapé-Miri, Abaetetuba und Belém beobachtet.

Verunreinigtes Obst oder Obstsäfte sind häufige Infektionsquellen 

Immer wieder kommt es zu Chagas-Erkrankungsfällen in Lateinamerika. In rund 21 Regionen ist die Krankheit endemisch. Nach Schätzung beträgt die Zahl der weltweit infizierten Personen 7 bis 8 Millionen. Immer wieder treten Infektionsfälle auf. Wahrscheinlich infizieren sich die Betroffenen durch das Essen von Obst (z.B. Açaí) oder dem Trinken von Obstsäften (z.B. Guavensaft), die durch Kotausscheidungen der Raubwanze verunreinigt wurden. Die „südamerikanische Trypanosomiasis", wie die Chagas-Krankheit auch genannt wird, wird durch Parasiten (sog. Trypanosoma cruzi) verursacht. Die Chagas-Parasiten werden durch den Stich von Raubwanzen auf den Menschen übertragen oder auch durch den Verzehr von mit Chagas-Parasiten verunreinigten Lebensmitteln bzw. Getränken. Nur ein geringer Anteil der Infizierten erkrankt. Dabei kommt es zu Fieber und zu Entzündungen im Gewebe, in denen sich die Parasiten eingenistet haben. Bei schweren Verläufen können Hirnhautentzündungen auftreten. Bei langfristigem Parasitenbefall in den Organen kommt es zur Zerstörung von Nervengewebe als auch zum Erschlaffen und somit zur Ausdehnung verschiedener Gewebe (z.B. Herzmuskel oder Magen-Darmtrakt). Am Herzmuskel können diese Ausdehnungen zu einem papierdünnen Ballon führen, der bei Anstrengungen platzt und zu einem plötzlichen Herztod führt.   

Touristen aufgepasst bei offenen Fruchtsäften  

In der Regel besteht für Reisende nur ein sehr geringes Infektionsrisiko. Auf das Trinken offener Fruchtsäfte sollte ohnehin in Hinblickt auf die Infektionsgefahr diverser Durchfallerreger verzichtet werden. Bezüglich der Chagas-Krankheit sollten insbesondere Reisende bei Trekking- bzw. Überlandtouren darauf achten, in den Infektionsgebieten auf Übernachtungen in einfachen Holz- oder Lehmhütten zu vermeiden. Ein widerstandsfähiges Moskitonetz kann ebenfalls einen guten Schutz bieten, wenn es sorgfältig angebracht und gut unter die Matratze gesteckt wird.