6. Nov 2016
Brasilien: Fledermaustollwut in Ceará

Im nordöstlichen brasilianischen Bundesstaat Ceará wurde ein Fall von Fledermaus-Tollwut bei einem 37-jährigen Mann festgestellt. Dieser Erkrankungsfall ist der Erste der seit 2012 aufgetreten ist. In den Jahren 2005 bis 2012 waren fünf Fälle der Tollwut in der Region bekannt geworden. In einem Fall war ein Hund der Überträger des Tollwutvirus, in den anderen Fällen sog. Marmosetten (Krallenaffen) die in der ländlichen Region vorkommen. Die örtlichen Gesundheitsbehörden warnen daher die Öffentlichkeit, dass ein Tollwutrisiko von freilebenden Hunden, Katzen, Fledermäusen oder Affen ausgeht. Diese Einzelfälle traten in unterschiedlichen Regionen und Städten auf: Iracema, Chaval, Ipu, Jati, Sao Luis do Curu und im beliebten Badeort Camocim.
Viele Reiseländer sind betroffen
Rund 59.000 Menschen sterben weltweit jedes Jahr an Tollwut – darunter mehr als 35.000 Kinder jünger als 15 Jahre. In Lateinamerika ist die Zahl der Erkrankungen im Vergleich zu Asien und Afrika bei Weitem nicht so hoch. Am stärksten betroffen sind Länder in Afrika und Asien. Reiseländer wie Indien und Kenia gehören durch die erhöhte Zahl an streunenden Hunden und Katzen zu den Ländern mit einem erhöhten Übertragungsrisiko. Experten gehen sogar von einer Unterfassung der Datenlage und von wesentlich mehr Erkrankungen aus, da viele Erkrankungen sich in abgelegenen Regionen von afrikanischen oder asiatischen Ländern befinden und gar nicht vollständig erfasst werden können. In Nordamerika sind es meist Wildtiere wie Waschbären, Füchse, Stinktiere oder Fledermäuse die Tollwut übertragen. Mehrere Länder Europas gehören zu den Ländern mit Tollwut-Vorkommen bei Fledermäusen. Auch in Deutschland wurden in den Jahren 1977 bis 2014 insgesamt 259 Tollwutfälle bei Fledermäusen nachgewiesen. Menschliche Fälle der Fledermaustollwut sind in Deutschland bislang noch nicht aufgetreten. Aber auch wenn das Risiko der Tollwutübertragung durch Fledermäuse auf den Menschen in Europa sehr gering ist, ist es dennoch möglich.
Schutzimpfung gegen Tollwut bei erhöhtem Risiko
Bei erhöhtem Reiserisiko z.B. Trekking oder Übernachten im Freien, v.a. in ländlichen Gebieten, ist eine Tollwut-Schutzimpfung zu erwägen. Bei Bissverletzungen oder Belecken von Schleimhäuten oder Wunden durch streunende Tiere ist umgehend ein Arzt bzw. medizinische Hilfe aufzusuchen. Dieser sollte neben der Wundversorgung eine aktive und passive Immunisierung gegen Tollwut durchführen. Es sollte jedoch bedacht werden, dass in vielen tropischen und subtropischen Ländern die medizinische Infrastruktur - v.a. in den ländlichen Regionen - unterentwickelt ist, so dass im Notfall u.U. nicht die richtigen Medikamente oder medizinischen Einrichtungen in der erforderlichen Zeit zur Verfügung stehen. Tragische Erkrankungsfälle bekräftigen die Tollwut-Impfempfehlung für Reisende vor allem bei Langzeitreisen in Länder mit erhöhtem Tollwutvorkommen.