26. Mai 2017
Brasilien: Vorsicht vor Chagas-Krankheit

Die Chagas-Krankheit tritt in Zentral- und Südamerika auf und bedroht Millionen von Menschen. Laut WHO stellt die Krankheit eine der 17 am wenigsten beachteten Krankheiten dar, die aus infektiologischer Sicht ernst genommen werden sollten. Nach neuesten Erkenntnissen kann das Anfangsstadium der Erkrankung unbemerkt bleiben und sogar über mehrere Jahre anhalten bevor die Krankheit ausbricht. Bei einem derartigen Krankheitsverlauf ist das Risiko eines tödlichen Krankheitsverlaufs nahezu verdoppelt. Experten nehmen an, dass es eine hohe Dunkelziffer an Erkrankungen gibt, da die Erkrankungsfälle nicht alle registriert bzw. diagnostiziert werden. In Brasilien wurden die Erreger vermehrt auch bei Blutspendern gefunden, da das Blut der Spender entsprechend untersucht wird. Es wurde festgestellt, dass vor allem Infizierte über viele Jahre beschwerdefrei sein können, im späteren Verlauf jedoch tödliche Herzerkrankungen durch den Befall der Erreger auftreten können. Nach Aussage der brasilianischen Gesundheitsbehörden wurden im vergangenen Jahr v.a. auch im brasilianischen Bundesstaat Pará, im Norden Brasiliens, vermehrt Chagas-Erkrankungsfälle berichtet. In den ersten neun Monaten 2016 wurden 127 Erkrankungsfälle gemeldet, darunter zwei Todesfälle aus der Stadt Barcarena. Die meisten Erkrankungsfälle wurden in Breves, Igarapé-Miri, Abaetetuba und Belém beobachtet.
Immer wieder kommt es zu Chagas-Erkrankungsfällen in Lateinamerika
In rund 21 Regionen Lateinamerikas ist die Krankheit endemisch. Nach Schätzung beträgt die Zahl der weltweit infizierten Personen 7 bis 8 Millionen. Immer wieder treten Infektionsfälle auf. Zu einem größeren Ausbruch kam es im Jahr 2007 in Caracas. Rund 130 Kinder erkrankten. Wahrscheinlich infizierten sich die Betroffenen durch das Trinken von Guavensaft, der durch Kotausscheidungen der Raubwanze verunreinigt war. Die Chagas-Parasiten werden durch den Stich von Raubwanzen übertragen. Die Raubwanzen verstecken sich gerne in dunklen Ritzen von Lehmhütten und Reisigdächern und befallen nachts die Schlafenden für eine Blutmahlzeit. Meistens ist der arme Teil der Bevölkerung in Mittel- und Südamerika betroffen. Die "südamerikanische Trypanosomiasis", wie die Chagas-Krankheit auch genannt wird, wird durch Parasiten (sog. Trypanosoma cruzi) verursacht. Nur ein geringer Anteil der Infizierten erkrankt. Dabei kommt es zu Fieber und zu Entzündungen der Gewebe, in denen sich die Parasiten eingenistet haben. Bei schweren Verläufen können Hirnhautentzündungen auftreten. Bei langfristigem Parasitenbefall in den Organen kommt es zur Zerstörung von Nervengewebe als auch zum Erschlaffen und somit zur Ausdehnung verschiedener Gewebe (z.B. Herzmuskel oder Magen-Darmtrakt). Am Herzmuskel können diese Ausdehnungen zu einem papierdünnen Ballon führen, der bei Anstrengungen platzt und zu einem plötzlichen Herztod führt.
Vorsicht vor offenen Fruchtsäften
In der Regel besteht für Reisende nur ein sehr geringes Infektionsrisiko. Auf das Trinken offener Fruchtsäfte sollte ohnehin in Hinblickt auf die Infektionsgefahr diverser Durchfallerreger verzichtet werden. Bezüglich der Chagas-Krankheit sollten insbesondere Reisende bei Trekking- bzw. Überlandtouren darauf achten, in den Infektionsgebieten auf Übernachtungen in einfachen Holz- oder Lehmhütten zu vermeiden. Ein widerstandsfähiges Moskitonetz kann ebenfalls einen guten Schutz bieten, wenn es sorgfältig angebracht und gut unter die Matratze gesteckt wird.