13. Mai 2014
Brasilien WM 2014: Gesundheitsvorbeugung für die Reise?
Worauf sollte bei der Fernreise nach Brasilien geachtet werden, damit der Fußball-Freude keine gesundheitlichen Hindernisse im Weg stehen?
São Paulo: Schutz vor Dengue Fieber
Im Bundesstaat São Paulo hält weiterhin einer der größten Dengue Fieber-Ausbrüche in der Geschichte des Staates an. Über 21.000 Erkrankungsfälle wurden bereits gezählt und die Gesundheitsbehörden befürchten einen weiteren Anstieg. Die Stadt São Paulo selbst meldete bereits im April mehr als 2.500 Dengue Fieber-Fälle. Viele Regionen und Gemeinden des Bundesstaates sind betroffen. Die meisten Erkrankungen und Todesfälle wurden aus Campinas ungefähr 100 km nördlich der Stadt São Paulo berichtet. Hier betrug die Zahl der Erkrankungen bereits Ende April mehr als 17.000. Weitere betroffene Gemeinden sind Jau, Votuporanga, Aracatuba und Bariri. Doch auch andere Städte und Regionen Brasiliens sind betroffen. Dengue Fieber wird durch Mücken übertragen. Daher besteht der beste Schutz in Mückenschutzmaßnahmen die am Tag und in der Nacht durchgeführt werden sollten. Durch die Verwendung von Haut bedeckender Kleidung, Mückennetzen, Mückenabweisenden Lotionen, Sprays oder auch von Hochfrequenz-Schall-Geräten kann das Risiko deutlich reduziert werden.
An welche Impfungen sollte gedacht werden?
Eine Reise gibt immer Anlass den Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls Auffrischimpfungen nachzuholen. Zu den Standardimpfungen gehören Tetanus und Diphtherie. Diesen Impfschutz sollte jeder haben und er sollte nicht länger als 10 Jahre zurückliegen. Ist eine Auffrischung fällig, so empfiehlt die STIKO zusätzlich eine einmalige Impfung gegen Keuchhusten mit einem Kombinationsimpfstoff (Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten, sog. Tdap-Impfstoff). Lateinamerika – somit auch Brasilien – gilt seit 1994 als „poliofrei“, d.h. ohne Vorkommen von Kinderlähmung (Polio). Eine Schutzimpfung ist somit nicht erforderlich. Ein Hepatitis A-Impfschutz ist bei Fernreisen durchaus sinnvoll, da die Viren weltweit vorkommen und durch Nahrungsmittel und/oder Trinkwasser einfach übertragen werden können. Ebenso ist ein Influenza-Impfschutz zu erwägen, da die Grippewelle sich in den Monaten Mai bis Oktober in der südlichen Halbkugel aufhält.
Welche weiteren Risiken bestehen?
Sollten in Brasilien noch andere Sehenswürdigkeiten und Orte besucht werden entscheiden u.a. der Reisestil (Trekking oder Hotelreise), der Reiseort (Regenwald, Stadt oder Strand) oder aber auch die Reisedauer (Kurz- und Langzeitaufenthalt) über das individuelle Infektionsrisiko. Dieses Risiko sollte rechtzeitig vor der Abreise in einer reisemedizinischen Beratung durch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse eingeschätzt werden. Zu den Impfungen die bei bestimmten Reiserisiken empfohlen werden gehören u.a. Gelbfieber, Typhus, Tollwut, Meningokokken und Hepatitis B.
Wo liegen die Gelbfiebergebiete Brasiliens?
Gelbfieber tritt regional in den folgenden Gebieten und Bundesstaaten auf. Acre, Amapá, Amazonas, Distrito Federal (einschließlich der Hauptstadt Brasilia), Goiás, Maranhao, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Minas Gerais, Pará, Rondônia, Roraima und Tocantins sowie bestimmte Regionen im Norden und Westen von Bahia, im Westen und Zentrum von Paraná, im Südwesten von Piauí, weit im Westen von Santa Catarina, in Rio Grande do Sul und im Norden und Westen von Sao Paulo. Bei Reisen in Risikogebiete – vor allem bei Reisen zu den Iguazu-Fällen – ist eine Gelbfieberimpfung empfohlen.
Wo liegen die Malariagebiete Brasiliens?
Ein Malariarisiko besteht ganzjährig in allen Staaten des Amazonasbeckens unter 900m Höhe: Amapá, Amazonas, Maranhao (v.a. westlicher Teil), Mato Grosso (v.a. nördlicher Teil), Pará (außer in der Stadt Belém) und Tocantins (v.a. westliche Teile). Ein besonders hohes Risiko besteht in den Regenwald- und Urwaldgebieten in denen durch Nutzholzfällung, Bergbau und Landwirtschaft, Siedlungen vor weniger als fünf Jahren errichtet wurden und in der Peripherie größerer Städte wie Cruzeiro do Sul , Manaus, Porto Velho, Boa Vista, Macapá, Maraba, Rio Branco und Santarém. Kein Malariarisiko besteht entlang der Ostküste inklusive Fortaleza, Recife, an den Iguacu-Wasserfällen und in den meisten Stadtzentren (außer im Amazonasbecken). Da die meisten Austragungsorte der Fußball-WM in malariafreien Regionen liegen ist in aller Regel ein guter Mückenschutz ausreichend. Bei Besuch der Risikogebiete v.a. im Amazonasbecken kann es je nach Reisedauer und -gebiet sinnvoll sein ein Malaria-Notfallmedikament (zur Selbsttherapie) mitzuführen. Diese Fragestellung sollte mit einem Arzt besprochen werden.
Brasilien auf Platz 5 der Länder mit den meisten Verkehrstoten
Brasilien rangiert weltweit auf Platz fünf der Länder mit den meisten Verkehrstoten. Die Zahl der Verkehrsunfälle wurde vor wenigen Jahren auf mehr als 400.000 geschätzt. Unfälle sind einer der Gründe, warum bei Fernreisen auch an einen Hepatitis B-Schutz gedacht werden sollte. Einer der häufigsten Gründe einer Krankenhauseinweisung während der Reise sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge weltweit gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44 % der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Auf jeden Fall sollte rechtzeitig vor der Abreise eine reisemedizinische Beratung erfolgen, bei der in einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse das persönliche Risiko und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen geklärt werden können.