11. Okt 2022
Deutschland: Fast doppelt so viel Hepatitis B

In diesem Jahr wurden dem Robert Koch-Institut 490 Hepatitis A- und 10.278 Hepatitis B-Fälle in Deutschland gemeldet. Damit hat sich die Zahl der Hepatitis B-Fälle im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Entzündungen der Leber (sog. „Hepatitis“) verlaufen oft schleichend und über mehrere Jahre. So bleiben sie gerade deshalb lange unerkannt und können unbehandelt zu gefährlichen Spätfolgen wie Leberkrebs und Zirrhose führen. Durch die Corona-Pandemie sind die Bemühungen im Kampf gegen Hepatitis – wie auch gegen eine Vielzahl anderer Infektionskrankheiten - weltweit und auch in Deutschland zurückgeworfen worden. Wichtig zu wissen ist, dass seit dem 1. Oktober 2021 für alle Bundesbürger ab 35 Jahren ein kostenfreier Test auf Hepatitis B und C verfügbar ist. Diese Testungen können im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung in Hausarztpraxen oder auch beim Reisemediziner durchgeführt werden.
Für Reisende spielt vor allem die „Reisehepatitis“ (Hepatitis A) eine Rolle
Die Hepatitis A wird häufig auch „Reisehepatitis“ genannt, da sie nicht selten auf Reisen erworben wird. Eine deutsche Urlauberin erzählt, wie es durch eine kleine Unaufmerksamkeit während der Reise zu einer Hepatitis A-Ansteckung (Video) gekommen ist. Hepatitis A-Viren werden fäkal-oral durch Schmierinfektionen mittels verunreinigter Lebensmittel, aber auch durch enge Personenkontakte übertragen. Eine Ansteckung mit Hepatitis A-Viren in einer Region mit erhöhtem Hepatitis A-Aufkommen kann sehr leicht erfolgen. Vom Wasser für das Zähneputzen über Obst, Salat und Gemüse bis hin zum Eis am Strand kommt alles in Frage, was in Kontakt mit verunreinigtem Wasser, Lebensmitteln oder infizierten Personen steht. Sowohl die Hotelküche als auch die Lebensmittelherstellung und Speisenzubereitung können mit Infektionsrisiken einher gehen.Bei dem Besuch von Risikogebieten wird eine Schutzimpfung empfohlen.
Die Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten.
Angesichts der Tatsache, dass alle 30 Sekunden ein Mensch an einer Krankheit stirbt, die mit Hepatitis im Zusammenhang steht, betont die WHO die Wichtigkeit der Eindämmung der Virushepatitis und appelliert an die Regierungen aller Länder, den Kampf gegen Hepatitis voranzutreiben. Weltweit werden die meisten Hepatitis B-Infektionen in der West-Pazifik-Region und in Afrika registriert. Aber auch in Deutschland werden alljährlich etliche tausend Hepatitis-Fälle registriert, wovon die meisten Infizierten sich in Deutschland anstecken, aber auch bei Reiseaufenthalten im Ausland wie u. a. in Rumänien, der Türkei, Syrien, Vietnam und Russland.
Auch Reisende können an einer Hepatitis B erkranken
Die Hepatitis B wird über alle Körperflüssigkeiten übertragen (v. a. Blut und Sperma) und kann somit über ungeschützte Intimkontakte übertragen werden. In vielen Reiseländern tragen aber auch die unterentwickelten medizinischen und hygienischen Gegebenheiten zu einem erhöhten Übertragungsrisiko bei, da verunreinigte Spritzbestecke, medizinische Geräte, Bluttransfusionen etc. bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen zum Einsatz kommen können. Einer der häufigsten Gründe während der Reise für eine Krankenhauseinweisung sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44% der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Außerdem kann durch plötzlich auftretende Zahnbeschwerden im Reiseland eine sofortige Zahn- und/oder Wurzelbehandlung erforderlich werden. Derartige akute medizinische Eingriffe durch z.B. eine akute Blinddarmentzündung, Zahnbeschwerden, etc. bergen durch verunreinigtes medizinisches Hilfsmaterial in vielen medizinisch unterversorgten Regionen - durch kontaminierte(s) Spritzen, OP-Besteck, Nadeln, etc. - ein erhöhtes Übertragungsrisiko. Nicht zuletzt sind auch Tätowierungen und/oder Piercings als beliebtes Urlaubssouvenir, nicht selten der Grund für die Infektion mit Hepatitisviren. Das Erkrankungsrisiko kann durch die Hepatitis B-Schutzimpfung um 90-95% reduziert werden.
Es gibt viele Formen der Leberentzündung ("Hepatitis")
Es gibt viele Formen der Leberentzündungen („Hepatitis“) mit unterschiedlichen Ursachen. Reisemedizinisch relevant sind vor allem die Leberentzündungen, die durch Viren verursacht werden. Die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E können zu einer akuten oder auch chronischen Form der Leberentzündung führen. Je nach Virusinfektion entsteht eine Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D oder Hepatitis E mit unterschiedlichen Reiserisiken und Schutzmaßnahmen. Bei Reisen in Länder mit erhöhtem Hepatitis A-Vorkommen z.B. in Südosteuropa, Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika kann eine Impfung vor der Erkrankung schützen.