8. Aug 2020

Deutschland: Ferien in der Natur

Businessman im Meer iStock/PeskyMonkey

Der warme, sonnige Sommer lockt viele Ausflügler in die Natur. Bedingt durch die Reisewarnungen während der Coronakrise werden viele geplante Auslandsreisen umgebucht und durch Ferienziele innerhalb Deutschlands ersetzt. Manche Ferien führen daher in die Naherholungsziele und dabei wird selten an Schutzimpfungen oder andere vorbeugende Maßnahmen gedacht. Ausflüge in die vertraute Umgebung suggerieren Sicherheit durch das gewohnte Umfeld.

Doppelt so viele FSME-Fälle in diesem Jahr

So kam es in diesem Jahr in der Schweiz zum Beispiel, zu mehr als doppelt so vielen FSME-Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr. Experten vermuten, dass durch die im Zusammenhang mit COVID-19 gebotene soziale Distanz zunehmend mehr Personen in ihrer Freizeit in den umliegenden Wälder und die Natur reisten. Viele achten nicht auf einen Zeckenschutz oder denken an eine Schutzimpfung. Die Arztbesuche haben wegen Zeckenstichen stark zugenommen und im Monat Juni für mehr Konsultationen gesorgt wie im „Rekordsommer 2018“. Alle Kantone in der Schweiz - bis auf Genf und Tessin – sind betroffen. Auch in Deutschland gab es in diesem Jahr rund 100 FSME-Meldungen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Während bis 5.8.2020 insgesamt 394 FSME-Fälle gezählt wurden, waren es im Vergleichszeitraum 2019 insgesamt 292 Fälle. So wie in der Schweiz,  leben auch in Deutschland viele Personen in den Risikogebieten ohne Impfschutz. Bei rund 30 - 40% kann die FSME zu bleibenden gesundheitlichen Schäden führen. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, kurz „STIKO“, eine Schutzimpfung allen Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind.

FSME-Impfempfehlung gilt auch für Ausflügler, Urlauber oder Spaziergänger

Die Impfempfehlung betrifft somit gleichsam Einwohner, als auch Besucher der Risikogebiete, wie Ausflügler, Spaziergänger oder Wanderer. Infektionsländer außerhalb Deutschlands waren bei deutschen Urlaubern im vergangenen Jahr v.a. Österreich, Schweden, Italien, Tschechien, Frankreich, Estland, Lettland, Russland, Griechenland, Kroatien, Ungarn und England. Auch hier treten regionale FSME-Herde auf, die ein Infektionsrisiko beinhalten. Neben der FSME wird auch die Borreliose durch Zecken übertragen und stellt vielerorts eine gesundheitliche Gefahr dar. Besonders stark vermehren sich die Zecken in den warmen und trockenen Sommermonaten, wodurch die Hauptübertragungszeit jedes Jahr im Juni und Juli ihren Höhepunkt findet. Ausflügler, vor allem an den ersten warmen Sonnentagen des Jahres, sollten aufpassen. Denn die meisten Zeckenstiche werden in der Freizeit bei Freilandaufenthalten erworben. Die meisten Erkrankungen werden meist aus Baden-Württemberg und Bayern gemeldet.

Camper in der freien Natur haben ein erhöhtes Risiko für Hantavirus-Infektionen

Neben der FSME und der Borreliose gibt es auch noch die Hantavirus-Infektion, die bei Aufenthalten in der Natur, vor allem beim Campen, eine Rolle spielen kann. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 1.400 Erkrankungsfälle in Deutschland gezählt, davon mehr als 1.000 Fälle in den ersten sieben Monaten des Jahres. Hantaviren befinden sich in frei lebenden Nagetieren (v.a. Mäuse und Ratten), die selbst nicht durch den Virenbefall erkranken und das Virus durch Speichel, Kot und Urin ausscheiden. Der Mensch infiziert sich meistens durch das Einatmen des Erregers mittels Atemluft. Auch durch den Verzehr infektiöser Produkte (z.B. verunreinigte Lebensmittel durch den Urin infizierter Tiere) oder Nagetierbisse können die Viren übertragen werden. Die Krankheit verursacht abhängig vom Virustyp verschiedene Krankheitsbilder die sich unterschiedlich stark ausprägen können. Camper oder Ausflügler die im Freien übernachten die sich in der freien Natur aufhalten (und dadurch Kontakt zu Nagetieren haben) sind am meisten gefährdet. Beim Campen im Freien ist auf eine Beseitigung von offenen Nahrungsmittelabfällen zu achten, welche die Tiere anziehen könnte. Urlauber in ländliche Regionen, sollten sich bei Freilandaufenthalten von Nagetieren fernhalten und auf eine sorgfältige Lebensmittelhygiene achten.

Badespaß und Zerkariendermatitis

Die Badedermatitis wird durch freischwimmende "Schwanzlarven" - sog. „Zerkarien" (Saugwurmart) verursacht. Die Würmer befallen Wasservögel, die über ihren Kot die Wurmeier ins Wasser abgeben. Dort schlüpfen die Larven und befallen Wasserschnecken. Diese geben dann die Zerkarien ans Wasser ab, die sich eigentlich Enten als Endwirt suchen, denn dort können sie im Darm zu Saugwürmern heranwachsen. Der Mensch ist ein Fehlwirt, wird aber irrtümlich beim Baden, insbesondere in Gewässern in denen Enten vorkommen, wie zum Beispiel Seen, infiziert. Die Erregerübertragung erfolgt durch Hautkontakt mit infektiösen Schwanzlarven z.B. beim Baden, Wassersport, Spielen, Waschen, Trinken und Durchwaten von infektiösen Gewässern. Bei Wasserkontakt dringen die Schwanzlarven durch die Haut ein und verursachen innerhalb kurzer Zeit einen stark juckenden Hautausschlag. Je häufiger ein Erreger-Hautkontakt stattfindet, umso stärker die nachfolgende allergische Reaktion. Nachträgliches Abduschen, Abtrocknen oder Desinfizieren der Haut verhindert nicht den Befall durch Schwanzlarven im Süßwasser, sondern kann ihn bestenfalls nur minimieren. Das Auftragen von wasserfesten Cremes kann die Zahl der eindringenden Zerkarien ggf. reduzieren, nasse Badesachen sollten nach dem Wasserkontakt sofort gewechselt werden und ein sorgfältiges Trocknen der Haut nach dem Baden kann ggf. noch einige Zerkarien entfernen, die noch nicht in die Haut eingedrungen sind. Die Hautläsionen jucken meist stark und können bis zu 10-20 Tage anhalten. Danach, sofern sich nichts entzündet hat, heilen sie in der Regel von selber ab.

Vorsicht mit UV-Strahlung und Hitze

Außerdem sollten Urlauber sich vor zu starker UV-Strahlung und Hitze schützen. In den tropischen und subtropischen Ländern legen die meisten Einwohner während der heißen Mittagsonne ihre "Siesta" ein, Geschäfte werden geschlossen und man ruht sich an kühlen, schattigen Plätzen aus. Urlauber halten dagegen weniger Mittagspausen ein. Bedenken Sie, dass zu starke Hitze oder auch zu starke Sonneneinstrahlung gesundheitlich gefährlich sein kann und versuchen Sie ihre Aktivitäten - ob Radfahrtouren, Bergwanderungen, Badetage, o.ä. - entsprechend zu planen.