14. Mai 2023
Deutschland: Immer mehr Hepatitis B

Die Zahl der bundesweit gemeldeten Hepatitis B-Fälle nimmt weiterhin zu. Am 15. März 2023 wurden durch das RKI rund 4.600 Hepatitis B-Fälle registriert; am 11. Mai 2023 waren es bereits mehr als 8.000 Fälle. Hepatitis B ist eine Leberentzündung und wird durch Hepatitis-B-Viren hervorgerufen, die durch Körperflüssigkeiten (v. a. Blut und Sperma) leicht übertragbar sind. Entzündungen der Leber (sog. „Hepatitiden“) verlaufen oft schleichend und über mehrere Jahre. So bleiben sie gerade deshalb lange unerkannt und können unbehandelt zu gefährlichen Spätfolgen wie Leberkrebs und Zirrhose führen. Seit dem 1. Oktober 2021 gibt es für alle Bundesbürger ab 35 Jahren einen kostenfreien Test auf Hepatitis B und C. Diese Testungen können im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung in Hausarztpraxen oder auch beim Reisemediziner durchgeführt werden. Zudem gibt es eine Impfung die gegen Hepatitis B schützt.
Hepatitis B gibt es in vielen Reiseländern
Rund 350 Millionen Menschen sind chronisch infiziert, womit die Hepatitis B zu einer der weltweit häufigsten Virusinfektionen gehört. In der Regel müssen Menschen mit chronischer Hepatitis B lebenslang Medikamente einnehmen, um die Virenlast zu reduzieren und die Entzündungswerte in der Leber im Normbereich zu halten. Waren es in den Jahren 2019 und 2021 noch mehr als 8.500 Hepatitis B-Erkrankungsfälle, steigerte sich die Zahl der erfassten Fälle im Jahr 2022 bereits auf nahezu 16.000 bundesweit. Viele Hepatitis B-Infektionen werden in Deutschland erworben, andere aber auch im europäischen Ausland oder in Reiseländern. Weltweit werden die meisten Hepatitis B-Infektionen in der West-Pazifik-Region und in Afrika registriert. Angesichts der Tatsache, dass alle 30 Sekunden ein Mensch an einer Krankheit stirbt, die mit Hepatitis im Zusammenhang steht, betont die WHO die Wichtigkeit der Eindämmung der Virushepatitis.
Zu einer Virusübertragung kann es schnell kommen
Die Hepatitis B wird über alle Körperflüssigkeiten übertragen und kann somit über ungeschützte Intimkontakte übertragen werden. In vielen Reiseländern tragen aber auch die unterentwickelten medizinischen und hygienischen Gegebenheiten zu einem erhöhten Übertragungsrisiko bei, da verunreinigte Spritzbestecke, medizinische Geräte, Bluttransfusionen etc. bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen zum Einsatz kommen können. Einer der häufigsten Gründe während der Reise für eine Krankenhauseinweisung sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44% der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Außerdem kann durch plötzlich auftretende Zahnbeschwerden im Reiseland eine sofortige Zahn- und/oder Wurzelbehandlung erforderlich werden. Derartige akute medizinische Eingriffe durch z.B. eine akute Blinddarmentzündung, Zahnbeschwerden, etc. bergen durch verunreinigtes medizinisches Hilfsmaterial in vielen medizinisch unterversorgten Regionen - durch kontaminierte(s) Spritzen, OP-Besteck, Nadeln, etc. - ein erhöhtes Übertragungsrisiko. Nicht zuletzt sind auch Tätowierungen und/oder Piercings als beliebtes Urlaubssouvenir, nicht selten der Grund für die Infektion mit Hepatitisviren. Das Erkrankungsrisiko kann durch die Hepatitis B-Schutzimpfung um 90-95% reduziert werden.
Es gibt viele Formen der Leberentzündung ("Hepatitis")
Es gibt viele Formen der Leberentzündungen („Hepatitis“) mit unterschiedlichen Ursachen. Reisemedizinisch relevant sind vor allem die Leberentzündungen, die durch Viren verursacht werden. Die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E können zu einer akuten oder auch chronischen Form der Leberentzündung führen. Je nach Virusinfektion entsteht eine Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D oder Hepatitis E mit unterschiedlichen Reiserisiken und Schutzmaßnahmen. Bei Reisen in Länder mit erhöhtem Hepatitis A-Vorkommen z.B. in Südosteuropa, Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika kann eine Impfung vor der Erkrankung schützen.