30. Apr 2021

Deutschland: Mehr als 400 Hantavirus-Infektionen

Picknick Feld iStock / Harbucks

Am 28. April 2021 meldete das Robert Koch-Institut, das bis zur 16. KW 2021 insgesamt 419 Hantavirus-Infektionen in Deutschland gemeldet wurden. Damit liegt die Zahl der Erkrankungen deutlich höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres mit nur 49 Fällen. Alleine in der Woche vom 19. – 25. April 2021 sind dem RKI deutschlandweit 63 Neuinfektionen gemeldet worden. Die Krankheit verursacht abhängig vom Virustyp verschiedene Krankheitsbilder, die sich unterschiedlich stark ausprägen können. In Deutschland als auch in Nord-, West- und Mitteleuropa tritt meist ein Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (lebensbedrohlicher fieberhafter Verlauf der Krankheit mit massiver Blutungsneigung und Nierenbeteiligung) auf, das meist einen milden Krankheitsverlauf zeigt. Im äußersten Fall kann es aber zu einem akuten Nierenversagen kommen. Die Sterblichkeitsrate bei Hantavirus-Infektionen ist regional unterschiedlich und liegt bei 5 bis 15 %. Allerdings verlaufen viele Infektionen beschwerdefrei oder mit unspezifischen Symptomen, die von selber wieder abklingen. 

Deutschland meldete die meisten Hantavirus-Fälle in der EU 

Am 22. April 2021 veröffentlichte das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) eine Analyse der Hantavirus-Infektionen in Europa für das Jahr 2019. Im dem Jahr waren Deutschland und Finnland die beiden Länder, aus denen 69 % aller Hantavirus-Infektionen in Europa gemeldet wurden. Neunundzwanzig europäische Länder meldeten im Jahr 2019 insgesamt 4.046 Hantavirus-Infektionen. Die meisten Fälle kamen aus Deutschland. Hier wurden 1.534 Hantavirus-Infektionen registriert. Aus den EU-Nachbarländern wurden vergleichsweise weniger Fälle berichtet; 276 Fälle in Österreich, 57 in Belgien, 15 in Tschechien, neun in Polen, acht Fälle in Luxemburg und keine Fälle in den Niederlanden. In der Zeit vom 2015 – 2019 lag in den EU-europäischen Ländern die Zahl der gemeldeten Hantavirus-Fälle zwischen 1.831 und 4.249 Erkrankungen. Die Erkrankungsfälle wurden ganzjährig beobachtet, die meisten Fälle wurden in den Monaten Mai bis August registriert. Insgesamt 48 Fälle, die 2019 gemeldet wurden, wurden während der Reise erworben. Mehr als 90 % aller Erkrankten waren 25 Jahre oder älter; zwei Patienten verstarben. 

Deutschland: Erkrankungsgipfel in den Mai- und Juniwochen 

In Deutschland liegen die Gebiete mit häufigem Vorkommen des Hantavirus u. a. in der Schwäbischen Alb, im Bayerischen Wald, in Unterfranken, im Spessart, Münsterland und in der Region Osnabrück. Deutschlandweit wurde in den Vorjahren vor allem in den Mai- und Juniwochen ein Erkrankungsgipfel festgestellt. Hantaviren befinden sich in frei lebenden Nagetieren (v. a. Mäuse und Ratten), die selbst nicht durch den Virenbefall erkranken und das Virus durch Speichel, Kot und Urin ausscheiden. Der Mensch infiziert sich meistens durch das Einatmen des Erregers mittels Atemluft, z.B. durch das Einatmen von erregerhaltigem Staub. Auch durch den Verzehr infektiöser Produkte (z. B. verunreinigte Lebensmittel durch den Urin infizierter Tiere) oder Nagetierbisse können die Viren übertragen werden. Die Zeit zwischen Infektion und Krankheitsausbruch (Inkubationszeit) liegt im Allgemeinen zwischen 2 bis 4 Wochen. 

Vorsicht beim Campen oder Picknicken in der Natur

Personen in der Landwirtschaft, aber auch Camper und Ausflügler, die sich in der freien Natur aufhalten und dadurch Kontakt zu Nagetieren haben, sind am meisten gefährdet. Beim Campen oder Picknicken im Freien ist auf eine Beseitigung von offenen Nahrungsmittelabfällen zu achten, welche die Tiere anziehen könnte. Urlauber oder auch Tagesausflügler in ländliche Regionen sollten sich bei Freilandaufenthalten von Nagetieren fernhalten und auf eine sorgfältige Lebensmittelhygiene achten.