19. Mrz 2023

Deutschland: Zunahme der Hepatitis B

Hepatitis iStock/Zerbor

Bundesweit hat die Zahl der Hepatitis B-Fälle in Deutschland in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Waren es in den Jahren 2019 und 2021 noch mehr als 8.500 Erkrankungsfälle, steigerte sich die Zahl der erfassten Fälle im Jahr 2022 auf nahezu 16.000 bundesweit. Auch in diesem Jahr sind allein in den ersten 10 Wochen des Jahres mehr als 4.600 Hepatitis B-Fälle bekannt geworden (RKI Datenstand 15.3.2023). Entzündungen der Leber (sog. „Hepatitis“) verlaufen oft schleichend und über mehrere Jahre. So bleiben sie gerade deshalb lange unerkannt und können unbehandelt zu gefährlichen Spätfolgen wie Leberkrebs und Zirrhose führen. Wichtig zu wissen ist, dass seit dem 1. Oktober 2021 für alle Bundesbürger ab 35 Jahren ein kostenfreier Test auf Hepatitis B und C verfügbar ist. Diese Testungen können im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung in Hausarztpraxen oder auch beim Reisemediziner durchgeführt werden. Viele der Hepatitis B-Infektionen werden in Deutschland erworben, andere aber auch im europäischen Ausland oder in Reiseländern. Weltweit werden die meisten Hepatitis B-Infektionen in der West-Pazifik-Region und in Afrika registriert. Angesichts der Tatsache, dass alle 30 Sekunden ein Mensch an einer Krankheit stirbt, die mit Hepatitis im Zusammenhang steht, betont die WHO die Wichtigkeit der Eindämmung der Virushepatitis.

Hepatitis B-Infektionsrisiko in vielen Reiseländern

Die Hepatitis B wird über alle Körperflüssigkeiten übertragen (v. a. Blut und Sperma) und kann somit über ungeschützte Intimkontakte übertragen werden. In vielen Reiseländern tragen aber auch die unterentwickelten medizinischen und hygienischen Gegebenheiten zu einem erhöhten Übertragungsrisiko bei, da verunreinigte Spritzbestecke, medizinische Geräte, Bluttransfusionen etc. bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen zum Einsatz kommen können. Einer der häufigsten Gründe während der Reise für eine Krankenhauseinweisung sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44% der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Außerdem kann durch plötzlich auftretende Zahnbeschwerden im Reiseland eine sofortige Zahn- und/oder Wurzelbehandlung erforderlich werden. Derartige akute medizinische Eingriffe durch z.B. eine akute Blinddarmentzündung, Zahnbeschwerden, etc. bergen durch verunreinigtes medizinisches Hilfsmaterial in vielen medizinisch unterversorgten Regionen - durch kontaminierte(s) Spritzen, OP-Besteck, Nadeln, etc. - ein erhöhtes Übertragungsrisiko. Nicht zuletzt sind auch Tätowierungen und/oder Piercings als beliebtes Urlaubssouvenir, nicht selten der Grund für die Infektion mit Hepatitisviren. Das Erkrankungsrisiko kann durch die Hepatitis B-Schutzimpfung um 90-95% reduziert werden.

Es gibt viele Formen der Leberentzündung ("Hepatitis")

Es gibt viele Formen der Leberentzündungen („Hepatitis“) mit unterschiedlichen Ursachen. Reisemedizinisch relevant sind vor allem die Leberentzündungen, die durch Viren verursacht werden. Die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E können zu einer akuten oder auch chronischen Form der Leberentzündung führen. Je nach Virusinfektion entsteht eine Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D oder Hepatitis E mit unterschiedlichen Reiserisiken und Schutzmaßnahmen. Bei Reisen in Länder mit erhöhtem Hepatitis A-Vorkommen z.B. in Südosteuropa, Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika kann eine Impfung vor der Erkrankung schützen.