10. Nov 2015

Europa: Tollwut durch Fledermäuse

Fledermaus mit Zähnen iStock/ivkuzmin In Norwegen wurde im Oktober 2015 eine tollwütige Fledermaus in der zentralen Landesregion entdeckt. Bei dem Fund des toten Tieres handelt es sich um den ersten Tollwutfall der seit rund 200 Jahren auf dem Festland Norwegens registriert wurde. Ob es gegenwärtig noch weitere tollwütige Fledermäuse auf dem Festland gibt, die lediglich noch nicht entdeckt wurden, bleibt spekulativ. Neben Norwegen gehören mehrere Länder Europas zu den Ländern mit Tollwut-Vorkommen bei Fledermäusen. 

Tollwütige Fledermäuse treten europaweit auf

Die erste tollwütige Fledermaus in Europa wurde 1954 in Hamburg registriert. 1985 erkrankte und starb ein Fledermaus-Forscher in Finnland an Tollwut. Die tödliche Infektionskrankheit wurde bei Fledermäusen in Finnland bereits seit mehreren Jahren beobachtet. In den Jahren 1977 bis 2014 wurden insgesamt 1.085 Fledermaus-Tollwutfälle in Europa registriert. Rund 90% aller tollwütigen Fledermäuse wurden in den Niederlanden (351), Dänemark (226) und Deutschland (259) registriert. Weitere kranke Tiere wurden in Polen (97), Frankreich (75), Spanien (28) und der Ukraine (16) beobachtet. Einzelne tollwütige Fledermäuse wurden desweiteren auch in der Schweiz, Tschechischen Republik, Slowakei, Ungarn, Weißrussland und Russland gemeldet.  Auch wenn das Risiko der Tollwutübertragung durch Fledermäuse auf den Menschen in Europa sehr gering ist, ist es dennoch möglich. Im Jahr 1977 wurde der erste menschliche Tollwutfall in der Ukraine festgestellt, 1985 in Russland und Finnland und 2002 in Schottland. In Spitzbergen (ehem. Svalbard) wurden Tollwutausbrüche in den Jahren 2011/2012 berichtet. Auf der zu Norwegen gehörenden Inselgruppe im Nordatlantik und Arktischen Ozean wurde eine Frau aus Longyearbyen gegen Tollwut behandelt, nachdem sie von einem tollwütigen Fuchs gebissen wurde.  

Alle 10 Minuten stirbt ein Mensch an Tollwut  

Schätzungsweise 55.000 Menschen sterben weltweit jährlich an Tollwut – das bedeutet, ungefähr alle 10 Minuten stirbt ein Mensch an der hoch gefährlichen Krankheit. Experten gehen sogar von einer Unterfassung der Datenlage und von wesentlich mehr Erkrankungen aus, da viele Erkrankungen sich in abgelegenen Regionen von afrikanischen oder asiatischen Ländern befinden und gar nicht vollständig erfasst werden können. Reiseländer wie Indien und Kenia gehören durch die erhöhte Zahl an streunenden Hunden und Katzen zu den Ländern mit einem erhöhten Übertragungsrisiko. Wie viele Personen in Indien jährlich tatsächlich an Tollwut erkranken und sterben, beläuft sich auf Schätzungen. Nach einer Veröffentlichung in der medizinischen Fachzeitung „Lancet“ wird von 12.700 Tollwut bedingten Todesfällen im Jahr 2013 gesprochen. In anderen nationalen Medien ist sogar von 20.000 Todesfällen die Rede. Wie hoch auch immer die tatsächliche Zahl der Todesfälle ist, Fakt bleibt, dass die Tollwut in Indien weit verbreitet ist und dadurch eine Bedrohung für die Bevölkerung – aber auch für Reisende – darstellt.

Langzeitreisen oder Zelten in der Natur erhöhen das Risiko

Tragische Erkrankungsfälle bekräftigen die Tollwut-Impfempfehlung für Reisende vor allem bei Langzeitreisen in Länder mit erhöhtem Tollwutvorkommen. Bei erhöhtem Reiserisiko z.B. Trekking oder Übernachten im Freien, ist eine Tollwut-Schutzimpfung zu erwägen. Bei Bissverletzungen oder Belecken von Schleimhäuten oder Wunden durch streunende Tiere ist umgehend ein Arzt bzw. medizinische Hilfe aufzusuchen. Dieser sollte neben der Wundversorgung eine aktive und passive Immunisierung gegen Tollwut durchführen. Es sollte jedoch bedacht werden, dass in vielen tropischen und subtropischen Ländern die medizinische Infrastruktur - v.a. in den ländlichen Regionen - unterentwickelt ist, so dass im Notfall u.U. nicht die richtigen Medikamente oder medizinischen Einrichtungen in der erforderlichen Zeit zur Verfügung stehen.