28. Jun 2020

Frankreich: FSME durch Ziegen-Rohmilchkäse

Ziege interMEDIS

In der beliebten französischen Ferienregion Auvergne-Rhône-Alpes wurden in den Monaten April bis Mai vermehrt FSME-Fälle (Frühsommer Meningoenzephalitis) berichtet. Wie die Mediziner der Region aus Oyonnax und Bourg-en-Bresse berichten, mussten über 30 Personen wegen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis) in verschiedenen Krankenhäusern stationär behandelt werden. Es wird vermutet, dass die verursachenden FSME-Viren nicht durch Zecken, sondern durch den Verzehr von Ziegenrohmilchkäse übertragen wurden.

Stadtbewohner von Oyonnax im Département Ain sind betroffen

Die Erkrankten hielten sich in einem Radius von ca. 30 km in der Stadt Oyonnax im Département Ain, in der Region Auvergne-Rhône-Alpes auf. In nahezu der Hälfte aller Erkrankungsfälle wurde das FSME-Virus nachgewiesen. Die Untersuchungsergebnisse der anderen Erkrankten stehen noch aus.  Das Durchschnittsalter der Erkrankten beträgt 48 Jahre und nahezu alle (97%) gaben an Ziegenrohmilchkäse desselben regionalen Herstellers gegessen zu haben. Daraufhin wurde der Käse der regionalen Produktionsfirma untersucht und das FSME-Virus nachgewiesen. Der Hersteller ließ seine Produkte sofort aus den regionalen Verkauf entfernen.

Das erste Mal in Frankreich: Übertragung durch virusinfizierte Milchprodukte

Bei diesen Fällen handelt es sich in Frankreich zum ersten Mal um eine Übertragung von FSME-Viren mittels roher Milchprodukte bzw. Rohmilchkäseprodukte. In anderen Ländern mit FSME-Vorkommen, wie im baltischen Raum oder Osteuropa wurde dieser Übertragungsweg durch unpasteurisierte Rohmilch(produkte) von Schafen, Ziegen oder Kühen bereits mehrfach beobachtet. FSME-Viren werden meistens durch Zecken übertragen. Der erste FSME-Fall in Frankreich wurde 1968 registriert. Die FSME-Regionen in denen Zecken die FSME-Viren übertragen liegen in Frankreich v.a. im Elsass und in Lothringen. Alljährlich werden hier regional auftretende FSME-Fälle berichtet. Allerdings sind die Fallzahlen gering. Zuletzt kam es im Elsass im Jahr 2016 zu einem deutlichen Anstieg der FSME-Erkrankungen, mit etliche neurologischen Krankheitsverläufen.  Einzelne FSME-Erkrankungen wurden desweiteren aus der Alpenstadt Annecy und bei Besuchern des Naturparks Livradois-Forez in den Departments Loire and Haute-Loire nachgewiesen.

FSME kommt auch in Deutschland vor

Seit diesem Jahr zählt das Robert Koch-Institut drei weitere FSME-Risikogebiete in Deutschland zu den Bestehenden hinzu. Die neuen Risikogebiete sind in Sachsen (Stadtkreis Dresden, Landkreis Meißen) und Thüringen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen). In Deutschland gehören aktuell 164 Kreise zu den FSME-Risikogebieten. Die meisten FSME-Risikoregionen liegen nachwievor in Bayern und Baden-Württemberg, gefolgt von Südhessen, im südöstlichen Thüringen und Sachsen. Zudem befinden sich einzelne Risikogebiete in Mittelhessen (LK Marburg-Biedenkopf), im Saarland (LK Saar-Pfalz-Kreis), in Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld) und in Niedersachsen (LK Emsland). Infektionsländer außerhalb Deutschlands waren bei deutschen Urlaubern im vergangenen Jahr v.a. Österreich, Schweden, Italien, Tschechien, Frankreich, Estland, Lettland, Russland, Griechenland, Kroatien, Ungarn und England.

FSME-Impfschutz für Risikogebiete

Ausflügler sollten aufpassen. Denn die meisten Zeckenstiche werden in der Freizeit bei Freilandaufenthalten erworben. Für die Bevölkerung der FSME-Risikogebiete, sowie für Reisende in die ausgewiesenen Risikogebiete  ist ein guter Zeckenschutz und ein FSME-Impfschutz ratsam. Die Impfung schützt auch vor FSME-Viren die durch rohe Milch(produkte) aufgenommen werden. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, kurz „STIKO“, empfiehlt eine Schutzimpfung allen Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Die Impfempfehlung betrifft somit gleichsam Einwohner, als auch Besucher der Risikogebiete, wie Ausflügler, Spaziergänger oder Wanderer.