28. Jun 2016
Indien: Welche Impfungen sind empfohlen?
Indien gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen deutscher Reisenden. Doch ob Rucksack- oder Hotelreisen, Urlauber sollten vor ihren Fernreisen rechtzeitig eine fachkundige reisemedizinische Auskunft einholen, um sich vor möglichen Gefahren im Reiseland zu schützen.
Der Standard: Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten
Zu den Standardimpfungen gehören Tetanus und Diphtherie. Diesen Impfschutz sollte jeder haben und er sollte nicht länger als 10 Jahre zurückliegen. Ist eine Auffrischung fällig, so empfiehlt die STIKO zusätzlich die einmalige Impfung gegen Keuchhusten mit einem Kombinationsimpfstoff (Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten, sog. Tdap-Impfstoff). Indien gilt als „poliofrei“, d.h. ohne Vorkommen von Kinderlähmung. Der letzten drei Poliofälle in Indien wurden 2011 registriert. Eine Impfung gegen Kinderlähmung (Polio) ist somit für Indienreisen nicht mehr erforderlich. Ausnahmen bilden Reisen in die pakistanischen Grenzgebiete, da Pakistan noch immer Fälle der Kinderlähmung registriert.
Schutz gegen Hepatitis A ist sinnvoll
Ein Hepatitis A-Impfschutz ist bei Fernreisen und vor allem in den asiatischen Raum durchaus sinnvoll. Hepatitis A ist weit verbreitet. Untersuchungen legen nahe, dass nicht nur bei Fernreisen in tropische Länder, sondern auch bei "nahen" Zielen wie den Mittelmeerländern und Osteuropa noch ein nennenswertes Risiko für eine Infektion mit Hepatitis A vorliegt.
Hepatitis B: Ein oft unterschätztes Risiko
Auch Hepatitis B ist eine Impfung über die Reisende nachdenken sollten. Durch die weltweite Verbreitung stellt sie eine der häufigsten Infektionskrankheiten dar. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht in Reiseländern mit unterentwickelten medizinischen und hygienischen Gegebenheiten, da verunreinigte Spritzbestecke, medizinische Geräte, Bluttransfusionen etc. zum Einsatz kommen können. Einer der häufigsten Gründe einer Krankenhauseinweisung während der Reise sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44 % der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind.
Dem Reiserisiko angepasst: Typhus, Tollwut und Japanische Enzephalitis
Auch ein Typhus-Impfschutz kann sinnvoll sein, da in den vergangenen Jahren gerade aus Indien vereinzelte Typhus-Erkrankungsfälle bei deutschen Urlaubern aufgetreten sind. Die meisten Typhuserkrankungen bei deutschen Reisenden werden in Indien erworben. Während der Regenzeit ist das Infektionsrisiko grundsätzlich eher erhöht. Rucksack-Touristen haben in der Regel ein größeres Risiko als Hotel- und Badegäste. Dennoch besteht grundsätzlich im asiatischen Raum ein erhöhtes Risiko für Magen-und Darminfektionen, u.a. auch Typhus. Ein Typhus-Impfschutz sollte daher mit dem Arzt besprochen und abgewogen werden. Das Infektionsrisiko für Japanische Enzephalitis hängt vor allem von den besuchten Regionen und Reisebedingungen ab. Auch hier haben Rucksacktouristen die durch die ländlichen Regionen, v.a. in Reisanbaugebieten im Nordwesten (Grenzgebiete zu Nepal), ein erhöhtes Risiko gegenüber Badeurlaubern, die nur ein minimales Risiko haben. Zu bestimmten Jahreszeiten v.a. während und nach der Regenzeit kann ein Impfschutz vor dem geplanten Besuch in einem Risikogebiet sinnvoll sein. Da in Asien durch freilaufende und streunende Hunde ein erhöhtes Tollwutrisiko besteht, sollte bei längeren Aufenthalten und insbesondere bei Trekking- und Rucksacktouren eine Schutzimpfung in Erwägung gezogen werden. Indien gehört zu den Ländern mit den höchsten Tollwut-Erkrankungszahlen bei Mensch und Tier. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu vereinzelten tragischen Tollwutfällen – auch bei Reisenden. Bei einer Bissverletzung im Land sollte umgehend eine geeignete Versorgungseinrichtung aufgesucht werden, in der wirksame und moderne Impfstoffe verwendet werden und Hyper-Immunglobuline vorhanden sind.
Schutz vor Malaria und anderen durch Mücken übertragbaren Erkrankungen
Neuen Forschungsergebnissen zufolge sterben in Indien mehr Menschen an Malaria als bislang angenommen. In einem Beitrag der medizinischen Fachzeitschrift "Lancet" im Oktober 2010 wurde geschätzt, dass rund 13mal mehr Malaria-Todesfälle im indischen Subkontinent auftreten, als bisher von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kalkuliert. Die Autoren nehmen an, dass in Indien jährlich rund 200.000 Menschen an Malaria sterben. Diese große Anzahl, so die Experten, käme dadurch zustande, dass viele der Erkrankten keinen Arzt aufsuchen bzw. keinen Zugang zu Gesundheitssystemen haben und daher an den Folgen der Krankheit sterben, ohne erfasst zu werden. Die Weltgesundheitsorganisation zweifelt weiterhin diese hohe Zahl der Todesfälle an. Rund 2 bis 2,5 Millionen Malariaerkrankungen sollen Berichten zufolge jährlich in Indien registriert werden. Auch Reisende sind bei Aufenthalten in Regionen mit Malaria-Vorkommen gefährdet - vor allem Besucher der indischen Teeplantagen. Malariaerkrankungen bei europäischen Reisenden wurden in den vergangenen Jahren u.a. auch aus Goa (Calangute Beach und Candolim Beach) berichtet. Doch auch im Nordosten und Nordwesten Indiens besteht kein unerhebliches Infektionsrisiko. Ein erhöhtes Übertragungsrisiko besteht während und nach den Regenzeiten (Mai - Oktober). Die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft empfiehlt bei Reisen nach Indien, neben guten Mückenschutzmaßnahmen lediglich die Mitnahme eines sogenannten „Notfallmedikamentes“ („Stand by“). Abgesehen von Malaria sind auch Dengue Fieber und Chikungunya Fieber in Indien nicht selten, so dass gute Mückenschutzmaßnahmen Tag und Nacht durchgeführt werden sollten. Zu diesen Maßnahmen gehören u.a. Haut bedeckende Kleidung, Mückennetze, Mückenabweisende Lotionen, Sprays, Hochfrequenz-Schall-Geräten, etc.
Monsunzeit Mai bis Oktober
Saisonal kommt es alljährlich in den Monaten Mai bis Oktober durch den Monsun im Nordosten Indiens regelmäßig zu verstärkten Niederschlägen. Davon betroffen sind die nördlichen Regionen von Bihar und Uttar Pradesh, sowie die Bundesstaaten Punjab, Haryana, Sikkim, Nagaland, Manipur, Mizoram, Tripura, Meghalaya, Assam und Westbengalen. Die Regenzeiten können regional ausbleiben (gelegentlich im Nordwesten) oder verstärkt auftreten (v.a. im Nordosten und an der Westküste). Die ebenfalls im Mai/Juni beginnende Regenzeit im Südwesten des Landes schiebt sich in den Folgemonaten langsam über den gesamten indischen Subkontinent und erreicht dadurch die einzelnen Bundesstaaten in zeitlicher Versetzung. Während und nach den Regenzeiten, stehen für viele Insekten, wie z.B. Mücken vermehrt Brutplätze zur Verfügung. Dadurch nimmt die Anzahl der Überträgermücken zu. Aus diesem Grund treten Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, wie z.B. Malaria und Dengue-Fieber während und nach den Regenperioden häufiger auf.