27. Jul 2022

Italien: West Nil-Fieber im Norden

Venetien iStock / Manuela Finetti

In Italien wurden in der Zeit von Anfang Juni bis 19. Juli 2022 insgesamt 15 West Nil-Fieber-Infektionen (WNV) registriert. Zudem kam es zu vier Todesfällen, davon zwei in Venetien und jeweils einer in den Regionen Piemont und Emilia-Romagna. Zwei weitere Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem West Nil-Fieber stehen könnten, werden derzeit untersucht. In neun von 15 Fällen kam es zu ernsten (neuroinvasiven) Krankheitsverläufen. Die Infektionen wurden v. a. im Norden Italiens in der Lombardei, Piemont, Emilia-Romagna und Venetien beobachtet. In der Provinz Padua (Venetien) wurden am 21. Juli 2022 weitere West Nil-Fieber-Infektionen gemeldet, bei denen es in einem der Fälle zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kam. Das West-Nil-Fieber im Norden Italiens gibt Anlass zur Sorge, so dass die lokalen Gesundheitsbehörden bereits ein Schreiben an alle Bürgermeister der Gemeinden von Treviso in Venetien gerichtet haben. Die Behörden fordern die Gemeinden auf, verstärkte Präventionsmaßnahmen zur Mückenbekämpfung durchzuführen und die Bürger über die Lage in ihren Wohngebieten aufzuklären. Zu den Vorsichtsmaßnahmen zählen keine Behälter jeglicher Art abzustellen, in denen sich Regenwasser ansammeln kann, und täglich alle gemeinsam genutzten Behälter zu leeren, in denen sich Wasser befindet. Außerdem müssen Wohnungs- und Gebäudeeigentümer die Abflüsse und Schächte in Gärten, Höfen und Außenbereichen der Gebäude präventiv und regelmäßig mit einem geeigneten Larvenbekämpfungsmittel behandeln. Die Situation ist heikel, insbesondere weil die Vermehrung der Mücken an diesen heißen Sommertagen alles noch schwieriger macht.

West Nil-Fieber tritt auch in Deutschland auf

Seit Beginn der Übertragungssaison 2022 und bis zum 20. Juli 2022 haben die Länder der Europäischen Union (EU) und Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) 19 Fälle von WNV-Infektionen beim Menschen gemeldet. Die meisten Fälle wurden in Italien registriert, weitere in Griechenland. Im letzten Jahr 2021 wurden West Nil Fieber-Fälle in Griechenland, Italien, Spanien, Rumänien, Österreich, Deutschland und Ungarn gemeldet. In Deutschland kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu einzelnen West Nil-Fieber-Infektionen. Häufig handelt es sich um Personen, die im Rahmen einer Blut- oder Plasmaspende positiv auf West Nil-Fieber getestet wurden. In den vergangenen Jahren wurden aber auch einzelne sogenannte „autochthone“ Fälle, d. h. einheimische, in Deutschland erworbene Fälle in Sachsen, Berlin und Spree-Neiße registriert. Die Patienten entwickelten krankheitstypische Beschwerden und wurden im Rahmen der Abklärung positiv auf West Nil-Fieber getestet.

Hauptübertragungszeit Juni bis November

West Nil-Fieber wird durch Viren verursacht und durch Mücken übertragen. Die meisten Erkrankungen werden in den Monaten Juni bis November registriert. Auch aus Nachbarländern der EU werden regelmäßig West Nil-Fieber gemeldet, darunter Albanien, Kosovo, Montenegro, Nord-Mazedonien, Serbien und der Türkei. Daher gehören zu den Schutzmaßnahmen in den betroffenen Regionen u. a. das regelmäßige Eincremen der Haut mit Antimückencremes und -lotionen als auch das Tragen von Haut bedeckender Kleidung und die Verwendung von Mückennetzen an Schlafplätzen. Bei unklarem Fieber im Sommer und Spätsommer sollte – neben fieberhaften Erkrankungen wie COVID-19 - in Gebieten mit bekannter Zirkulation des Virus in Tieren auch an die Möglichkeit eines West Nil-Fiebers gedacht werden.