5. Sep 2016
Paralympische Spiele 2016 in Brasilien: Impf- und Reiseempfehlungen

Die wichtigen Standardimpfungen: Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten
Für Erwachsene gelten als Standardimpfungen Tetanus und Diphtherie. Diesen Impfschutz sollte jeder haben und er sollte nicht länger als 10 Jahre zurückliegen. Ist eine Auffrischung fällig, so empfiehlt die STIKO zusätzlich die einmalige Impfung gegen Keuchhusten mit einem Kombinationsimpfstoff (Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten, sog. Tdap-Impfstoff). Kinder und Jugendliche sollten gemäß der STIKO-Empfehlungen (Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut) geimpft sein, die einen umfangreichen Impfschutz gegen verschiedene Krankheiten vorsieht. Brasilien gilt – wie alle Länder Nord- und Südamerikas – seit 1994 als „poliofrei“, d.h. ohne Vorkommen von Kinderlähmung. Im Jahr 1989 wurde die Polio in Brasilien eliminiert. Eine Impfung gegen Kinderlähmung (Polio) ist somit nicht erforderlich. Weitere Impfempfehlungen für Brasilien
Hepatitis A: Ein Hepatitis A-Impfschutz ist bei Fernreisen, wie nach Brasilien, durchaus sinnvoll, da die Viren weltweit vorkommen und durch Nahrungsmittel und/oder Trinkwasser einfach übertragen werden können. Brasilien gilt als Land mit mittleren Hepatitis A-Vorkommen. Das Übertragungsrisiko ist gegenüber Deutschland deutlich erhöht und nimmt in den Küstenregionen zu. Influenza: Da die Grippewelle sich in den Monaten Mai bis Oktober in der südlichen Halbkugel aufhält, ist v.a. für ältere Menschen, sowie Personen mit chronischen Erkrankungen ein Influenza-Impfschutz ratsam. Derzeit ist in Brasilien am stärksten der Subtypus Influenzavirus A(H1N1)pdm09 verbreitet, der sowohl im Grippeimpfstoff 2015/16 als auch im aktuellen Grippeimpfstoff der südlichen Hemisphäre 2016 enthalten ist. In Deutschland ist der Grippe-Impfstoff 2015/16 der vergangenen Influenzasaison derzeit schwer beziehbar, kann aber bei Nachfragen in Apotheken und Arztpraxen in manchen Lagern noch gefunden werden. Um einen ausreichenden Impfschutz aufzubauen, muss die Impfung jedoch zwei Wochen vor Exposition verabreicht werden. Der Impfschutz hält ein Jahr an, so dass Personen die in der vergangenen Grippesaison 2015/16 in Deutschland eine Grippeimpfung erhalten haben, geschützt sind.
Typhus: Das Typhus-Vorkommen in Brasilien gilt im Norden und Nordosten des Landes, einschließlich Amazonas und Manaus als am höchsten. In diesen Regionen werden die Fußball-Turniere stattfinden. Ein Impfschutz sollte daher insbesondere bei längeren Aufenthalten und einfachen Unterkünften in Erwägung gezogen werden.
Tollwut: Das Tollwut-Risiko gilt in Rio de Janeiro und den weiteren Austragungsorten der Olympischen Fußballspiele als vernachlässigbar.
Gelbfieber: Gelbfieber tritt regional in den folgenden Gebieten und Bundesstaaten auf: Acre, Amapá, Amazonas, Distrito Federal (einschließlich der Hauptstadt Brasilia), Goiás, Maranhao, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Minas Gerais, Pará, Rondônia, Roraima und Tocantins sowie bestimmte Regionen im Norden und Westen von Bahia, im Westen und Zentrum von Paraná, im Südwesten von Piauí, weit im Westen von Santa Catarina, in Rio Grande do Sul und im Norden und Westen des Bundesstaates Sao Paulo. Bei Reisen in Risikogebiete – vor allem bei Reisen zu den Iguazu-Fällen – ist eine Gelbfieberimpfung empfohlen. Touristen die ihren Aufenthalt auf die Städte der Austragungsorte Rio de Janeiro, Salvador und São Paulo beschränken benötigen keinen Impfschutz. Bei Einreise aus Europa besteht für Brasilien bislang keine Impfvorschrift. Die Einreisebestimmungen können jedoch - insbesondere in Hinblick auf den aktuellen Gelbfieber-Ausbruch in Angola - geändert werden und sollten daher rechtzeitig vor der Abreise nochmals zur Sicherheit überprüft werden (z.B. beim Auswärtigen Amt).
Hepatitis B: Ein oft unterschätztes Risiko
Brasilien rangiert weltweit auf Platz fünf der Länder mit den meisten Verkehrstoten. Die Zahl der Verkehrsunfälle wurde vor wenigen Jahren auf mehr als 400.000 geschätzt. Unfälle sind einer der Gründe, warum bei Fernreisen auch an einen Hepatitis B-Schutz gedacht werden sollte. Einer der häufigsten Gründe einer Krankenhauseinweisung während der Reise sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge weltweit gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Hepatitis B ist somit eine Impfung über die Reisende nachdenken sollten. Durch die weltweite Verbreitung stellt Hepatitis B zudem noch eine der häufigsten Infektionskrankheiten dar.
Das Problem mit den Masern
Der Masern-Ausbruch der in Brasilien, aufgrund eines aus dem Ausland importierten Masernfalles bis Sommer 2015 anhielt, gilt dank erfolgreich durchgeführter Bekämpfungsmaßnahmen seit Juli 2015 offiziell als beendet. Dennoch erkranken immer wieder Touristen, die keinen Masernschutz besitzen, während oder nach ihren Auslandreisen an Masern oder importieren die Masernviren aus ihrem Heimatland (v.a. auch aus Deutschland und den europäischen Ländern) ins Ausland, in Regionen die bislang als "masernfrei“ galten. Um der Ausbreitung der Masern vorzubeugen, ist ein Schutz gegen Masern daher unbedingt ratsam. Durch den Reiseverkehr werden immer wieder Masern-Infektionsketten in Gang gesetzt. Damit besteht ein erhöhtes Übertragungsrisiko auch für die Besucher der Olympiade zu der aus aller Welt Besucher anreisen. Besuchern der Olympiade die keinen Impfschutz haben bzw. noch nie an Masern erkrankt sind wird daher empfohlen, eine Masernschutzimpfung in Erwägung ziehen. Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt ungeimpften Personen bzw. Personen, die noch keine Masern durchgemacht haben und in Regionen mit Masern-Vorkommen reisen oder in medizinischen Einrichtungen zur Behandlung von Kindern, Tagesstätten, Kinderheimen, u. ä. arbeiten, eine Masern-Schutzimpfung empfohlen. Nach 1970 geborene ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Personen ≥ 18 Jahre oder nach 1970 geborene Personen ≥ 18 Jahre mit unklarem Impfstatus wird ebenfalls eine Impfung empfohlen.
Welche weiteren Risiken bestehen?
Sollten in Brasilien noch andere Sehenswürdigkeiten und Orte besucht werden entscheiden u.a. der Reisestil (Trekking oder Hotelreise), der Reiseort (Regenwald, Stadt oder Strand) oder aber auch die Reisedauer (Kurz- und Langzeitaufenthalt) über das individuelle Infektionsrisiko. Dieses Risiko sollte rechtzeitig vor der Abreise in einer reisemedizinischen Beratung durch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse eingeschätzt werden. Zu den Impfungen die bei bestimmten Reiserisiken empfohlen werden gehören u.a. Gelbfieber, Typhus, Meningokokken, Tollwut aber auch die Einnahme eines richtigen Malariamedikamentes bei Reisen in Risikogebiete.
Malaria
Das Malaria-Übertragungsrisiko in Brasilien wird größtenteils als gering eingestuft. Eine Ausnahme bildet die Amazonas-Region, welche weitestgehend die nördlichen Landesteile umfasst. Hier liegt auch der Austragungsort Manaus. Ein Malaria-Vorkommen besteht ganzjährig in den Provinzen Acre, Amapá, Amazonas, Maranhao (v.a. westlicher Teil), Mato Grosso (v.a. nördlicher Teil), Pará (außer in der Stadt Belém), Rondonia, Roraima und Tocantins (v.a. westliche Teile), so wie in den Belem, Boa Vista, Macapa, Maraba, Porto Velho, Rio Branco, Santarem und Manaus (v.a. im Osten). Kein Malariarisiko besteht entlang der Ostküste inklusive Fortaleza, Recife, an den Iguacu-Wasserfällen und in den meisten Stadtzentren (außer im Amazonasbecken).
Schutz vor Malaria und anderen durch Mücken übertragbaren Erkrankungen
Bei Besuch der Risikogebiete v.a. im Amazonasbecken kann es je nach Reisedauer und -gebiet sinnvoll sein ein Malaria-Notfallmedikament (zur Selbsttherapie) mitzuführen. Diese Fragestellung sollte mit einem Arzt besprochen werden. Die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft empfiehlt bei Reisen nach Brasilien, neben guten Mückenschutzmaßnahmen lediglich die Mitnahme eines sogenannten „Notfallmedikamentes“ („Stand by“). Abgesehen von Malaria ist auch das Dengue Fieber und Chikungunya Fieber nicht selten, so dass gute Mückenschutzmaßnahmen Tag und Nacht durchgeführt werden sollten. Zu diesen Maßnahmen gehören u.a. Haut bedeckende Kleidung, Mückennetze, Mückenabweisende Lotionen, Sprays, Hochfrequenz-Schall-Geräten, etc. Zikavirus: Situation und Einschätzung
Durch die alarmierenden Berichte der letzten Monate bezüglich des Zika-Virus sind bei Reisenden manche Verunsicherungen entstanden. Brasilien ist das einzige von 60 Ländern, bei dem die Übertragung des Zika-Virus durch Mücken seit Beginn 2015 ohne Unterbruch anhält. Nach Einschätzungen der WHO besteht während der XXXI Olympischen Spiele vom 5.–21. August 2016 und während der Paralympischen Spiele vom 7.-18. September 2016 jedoch keine wesentlich erhöhte Infektionsgefahr für Zika-Virus bei Einhaltung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen. Lediglich Schwangere sollten nicht in Länder mit Zika-Vorkommen reisen. Zudem sollten Schwangere wegen möglicher sexueller Übertragbarkeit der Viren laut WHO "Safer Sex" praktizieren, wenn ihre Partner in betroffenen Gebieten leben oder aus solchen zurückkehren. Der Chef des WHO-Notfall-Komitees betonte, dass das Risiko einer weiteren internationalen Ausbreitung als sehr gering eingestuft werden kann und dass in den Monaten zum Zeitpunkt der Spiele, die Intensität der Verbreitung aufgrund der klimatischen Bedingungen geringer sei. Empfohlen ist es auf jeden Fall rechtzeitig vor der Abreise eine reisemedizinische Beratung aufzusuchen, bei der in einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse das persönliche Risiko und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen geklärt werden können.