4. Okt 2019
Philippinen: Poliorisiko in Manila

Am 19. September 2019 wurden auf den Philippinen zwei Fälle der Kinderlähmung bekannt die auf Polio-Impfviren sog. Typ 2 (VDPV2) zurückzuführen sind. Der erste Fall wurde am 14. September 2019 bei einem 3-jährigen Mädchen aus Lanao del Sur im Süden der Philippinen diagnostiziert. Der zweite Fall wurde bei einem5-jährigen Jungen aus der Provinz Laguna bekannt, ungefähr 100 km südöstlich der Hauptstadt Manila.
Polioviren in Abwässern und Umweltproben
Die Polioviren wurden bisher in Abwässern und Abflüssen der Städte Manila und Davao nachgewiesen und deuten darauf hin, dass Impfviren vor Ort zirkulieren. Polioviren in Gewässern stellen ein Infektionsrisiko dar. Zudem wurden in Umweltproben aus Manila weitere Impfviren sog. Typ-VDPV1 festgestellt. Durch die zirkulierenden Impfviren besteht ein potentielles Infektionsrisiko, da die Viren durch mangelhafte hygienische Umstände auf nichtgeimpfte Personen übertragen und Erkrankungen hervorrufen können. Die Gesundheitsbehörden und die WHO führen derzeit vor Ort Impfkampagnen in der Bevölkerung durch und empfehlen Reisenden, bei Aufenthalten in den Risikogebieten sich vor der Reise gegen Polio impfen zu lassen. Die WHO schätzt die Gefahr einer internationalen Ausbreitung der Polio durch die aktuelle Lage auf den Philippinen als gering ein. Dennoch besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko in den betroffenen Gebieten, insbesondere auch deswegen da die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung bei nur 41- 66% liegt.
Problem: Einschleppung von Polioviren in poliofreie Länder
Die Philippinen galten seit 1993 als poliofrei. Die aktuelle Situation belegt jedoch die große Problematik in der geografischen Ausbreitung der Kinderlähmung in Länder und Regionen in denen die Krankheit schon seit vielen Jahren nicht mehr vorkam. Bei Personen ohne Polioschutz können die Erreger der Kinderlähmung (Polioviren) zu einer Infektion und in der Folge zu einer Erkrankung führen. In diesem Zusammenhang wurden 2001 drei Fälle aus Bulgarien und ein Fall aus Georgien gemeldet, bei denen das verursachende Poliovirus ursprünglich aus Indien kam. Ebenfalls erkrankten in den Niederlanden anfangs der 90iger Jahre 71 Personen an einer Poliomyelitis durch einen importierten Poliovirus. Die Virusübertragung kann durch Nahrungsmittel oder Trinkwasser erfolgen, die durch virushaltige Stuhlausscheidungen verunreinigt wurden. Sehr sorgfältige Schutzmaßnahmen, insbesondere bei der Nahrungsmittel und Trinkwasserhygiene sind daher einzuhalten.
Polio-Schutzimpfung für Reisende in Risikogebiete empfohlen
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt bei Reisen auf die Philippinen, den Impfschutz gegen Kinderlähmung zu überprüfen und gegebenenfalls zu vervollständigen bzw. aufzufrischen. Zudem empfiehlt die WHO Reisenden die planen sich länger als vier Wochen im Reiseland aufzuhalten, vier bis zwölf Monate vor der Reise eine zusätzliche Impfung gegen Kinderlähmung (Polio-Impfung) durchzuführen. Auch die deutsche Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei Reisen in Regionen mit Infektionsrisiko grundsätzlich eine Schutzimpfung gegen Kinderlähmung. Die aktuelle epidemiologische Lage ist zu beachten, insbesondere die Meldungen der Weltgesundheitsorganisation.