27. Okt 2019

Schweiz: 2019 sechsmal so viele Masernfälle

Schweiz, Bern (Lenk) interMEDIS

Die Schweiz zählt in diesem Jahr sechsmal so viele Masernfälle als im Vorjahr 2018. Während seit Januar 2019 bereits 214 Erkrankungsfälle aus der Schweiz gemeldet wurden, waren es im Vorjahr nur 34. Am 21. Oktober meldeten die Schweizer Gesundheitsbehörden, dass im Vorjahr die Inzidenz für Masern bei 4 Fällen auf 1 Mio. Einwohner lag. In diesem Jahr ist die Zahl auf 25,1 auf 1 Mio. Einwohner hinauf geklettert. Die Erkrankungen wurden aus 13 Kantonen berichtet, 83 Erkrankungen wurden alleine im Kanton Bern berichtet. Ebenfalls stark betroffen in diesem Jahr waren Genf, St. Gallen, Zürich und Neuenburg. 57% der Erkrankten waren älter als 20 Jahre. Von den Erkrankten waren 90% nicht geimpft. In den übrigen Fällen war der Impfstatus entweder nicht bekannt, die Impfserie inkomplett oder vollständig abgeschlossen. Unter der Erkrankten gab es zwei Todesfälle. In einem Fall handelte es sich um einen jungen ungeimpften Mann, der im Vorfeld gesund war und sich an einem Familienangehörigen ansteckte. 67 Stunden nach Exposition erhielt er eine Schutzimpfung; leider war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät, da sich die Infektion bereits in seinem Körper ausgebreitet hatte. Er verstarb nur wenige Stunden nachdem er die ersten Symptome zeigte. Im zweiten Fall handelte es sich um einen älteren Krebspatienten mit einem geschwächten Immunsystem. Aufgrund der Maserninfektion entwickelte der Patient eine Lungenentzündung und verstarb. 45 Personen mussten im Rahmen der Masernerkrankung in Krankenhäusern medizinisch versorgt werden. Die Schweiz hält an ihrem Ziel die Masern landesweit auszurotten weiterhin fest. In den Jahren 2016 bis 2018 erklärte die WHO die Schweiz, wie auch Österreich frei von endemischen Masern. Nach Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation gilt ein Land als masernfrei, wenn innerhalb von drei Jahren keine Masernfälle im Land beobachtet werden (importierte Masern ausgenommen).   

Die „Top 5“ Masern-Länder in Europa  

In den vergangenen 12 Monaten wurden die meisten Masernfälle aus Frankreich (2675), gefolgt von Italien (1847), Polen (1582), Rumänien (1445) und Bulgarien (1158). Todesfälle wurden aus Rumänien, Frankreich, Italien, Ungarn und England beobachtet. Eine Vielzahl der Masernerkrankungen wird durch Reisen  importiert. Dennoch zeigen Untersuchungen englischer Reisemediziner, dass sich Reisende meist mehr Sorgen um seltene bösartige Infektionskrankheiten machen, als um allgemeine „Kinderkrankheiten“, die selten als Bedrohung empfunden werden, obgleich sie tödlich enden können. Die meisten Reisenden denken vor der Reise daran, ihre Tetanus-Impfung aufzufrischen. An die Masern-Mumps-Röteln-Impfung hingegen wird im Zusammenhang mit einer Reise jedoch seltener gedacht. Nicht nur Kinder können an Masern erkranken. Vor allem Erwachsene, älter als 30 Jahre können bei einer Maserninfektion häufiger Komplikationen entwickeln. So zeigten zum Beispiel Untersuchungen, dass einer von 16 erkrankten Personen eine Lungenentzündung entwickelte, einer von ungefähr 1.500 eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) und einer von ungefähr 5.000 Erkrankten stirbt. Das deutsche Robert Koch-Institut empfiehlt daher auch Reisenden den Masernimpfschutz zu überprüfen. Ungeimpften Personen bzw. Personen, die noch keine Masern durchgemacht haben und in ein Masern-Epidemiegebiet reisen oder in medizinischen Einrichtungen zur Behandlung von Kindern, Tagesstätten, Kinderheimen, u. ä. arbeiten, wird eine Impfung empfohlen. Nach 1970 geborene ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Personen > 18 Jahre oder nach 1970 geborene Personen > 18 Jahre mit unklarem Impfstatus ist ebenfalls eine Impfung empfohlen. Auch die WHO empfiehlt internationalen Touristen eine Masern-Schutzimpfung.  

WHO rät Reisenden zur Masern-Impfung

Masern gehören zu einer der ansteckendsten Krankheiten weltweit. Masern können direkt durch enge Personenkotakte, aber auch durch Tröpfcheninfektion mittels  Husten oder Niesen verbreitet werden, aber auch durch den Kontakt mit infizierten Sekreten aus Nasen- und Rachenraum. Das Virus kann bis zu zwei Stunden aktiv in der Luft oder an Gegenständen ansteckend sein und jede nicht immune Person kann sich infizieren. Nach Schätzungen wurden im Jahr 2017 rund 110.000 Todesfälle berichtet. Selbst in Ländern mit hohem medizinischem Standard, kommt es in einem Viertel der Fälle zu Komplikationen und Krankenhauseinweisungen. Kommt es im Rahmen der Masern zu Komplikationen können sie tödlich enden oder auch lebenslange Schäden verursachen wie Hirnschäden, Blindheit und Taubheit. Kleine Kinder haben das höchste Risiko für Masern-Komplikationen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich daher zum Ziel gesetzt die Masern weltweit auszurotten. Da die Masern weltweit Auftreten und somit auch an vielen Reiseorten, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch für  internationale Reisende Empfehlungen im Juni 2019 neue Empfehlungen ausgesprochen, um der Masernausbreitung durch den internationalen Reiseverkehr vorzubeugen.