18. Jul 2020

Schweiz: FSME Rekordzahlen im ersten Halbjahr

Schweiz, Bern (Lenk) interMEDIS

In der Schweiz wurden in diesem Jahr 215 Enzephalitis-Fälle (Gehirnentzündung)  gemeldet, die infolge einer durch Zeckenstich verursachten Virusinfektion aufgetreten sind. Dabei handelt es sich um die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bei der es in diesem Jahr zu mehr als doppelt so vielen Erkrankungen kam, wie im Vorjahr (97 Fälle). Durch die Zunahme der Zeckenpopulationen während der Sommerzeit wird eine weitere Zunahme der Erkrankungsfälle in den kommenden Wochen und Monaten erwartet. Die Experten erklären sich die Zunahme der Fälle u.a. dadurch, dass durch die im Zusammenhang mit COVID-19 gebotene soziale Distanz zunehmend mehr Personen sich in ihrer Freizeit in den umliegenden Wäldern und der Natur aufhalten. Viele achten nicht auf einen Zecken- oder FSME-Impfschutz. Die Arztbesuche haben wegen Zeckenstichen stark zugenommen und im Monat Juni für mehr Konsultationen gesorgt wie im „Rekordsommer 2018“. Alle Kantone - bis auf Genf und Tessin – sind betroffen. 

Kostenlose Zecken-APP mit Warn- und Informationsteil

Die Universität Zürich hat daher eine kostenlose Android- und  iOS-Geräte-APP entwickelt, die auf die Regionen hinweist, aus denen vermehrt Zeckenstiche gemeldet wurden und eine "Gefahrenpotentialkarte" davon abgeleitet. Die App besitzt einen  Warn- und Informationsteil und auch ein Zeckentagebuch nach erfolgtem Zeckenbiss. Aufgrund der Ausbreitung der FSME in der Schweiz, hat das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) im vergangenen Jahr das gesamte Land – mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin - zum FSME-Risikogebiet erklärt. Die Zahl der dem BAG gemeldeten FSME-Fälle ist seit 1984 stark angestiegen. Im Jahr 2018 verzeichnete die Schweiz insgesamt 377 FSME-Fälle; das bedeutet ein Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2017. Zu Beginn der 2000er Jahre lagen die meisten FSME-Risikogebiete in der Nordostschweiz. Seither haben sich die Gebiete nach Südwesten hin ausgebreitet mit Ausnahme der beiden Kantone Genf und Tessin. Daher kann die gesamte Schweiz, mit Ausnahme dieser beiden Kantone, als FSME-Risikogebiet angesehen werden, so das BAG. Daher empfiehlt das BAG als zuverlässigsten Schutz, eine Impfung gegen FSME für Personen die in einem FSME-Gebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten (z.B. Reisende und Besucher). Nach Schätzungen sind derzeit nur rund 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen FSME geimpft. 

Ein Schutz ist für die FSME-Risikogebiete empfohlen 

Auch in Deutschland kam es zu einer hohen Anzahl an FSME-Erkrankungen in den vergangenen Jahren. So wie in der Schweiz,  leben auch in Deutschland viele Personen in den Risikogebieten ohne Impfschutz. Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine ernst zu nehmende Infektionskrankheit, bei der es zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung), einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder auch zu einer Myelitis (Entzündung des Rückenmarks) kommen kann. Bei rund 30 - 40% kann es zu bleibenden Schäden kommen. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, kurz „STIKO“, eine Schutzimpfung allen Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Die Impfempfehlung betrifft somit gleichsam Einwohner, als auch Besucher der Risikogebiete, wie Ausflügler, Spaziergänger oder Wander. Infektionsländer außerhalb Deutschlands waren bei deutschen Urlaubern im vergangenen Jahr v.a. Österreich, Schweden, Italien, Tschechien, Frankreich, Estland, Lettland, Russland, Griechenland, Kroatien, Ungarn und England.