1. Okt 2022
Tschechien: FSME und Borreliose nimmt zu

Nach Angaben des Staatlichen Gesundheitsministeriums (SZÚ) der Tschechischen Republik gibt es in diesem Jahr [2022] bis Ende August mehr Fälle von durch Zecken übertragenen Erkrankungen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres [2021]. In diesem Jahr meldeten medizinische Einrichtungen 441 Fälle von FSME Frühsommer-Meningoenzephalitis und 2.035 Fälle von Lyme-Borreliose. Damit haben die Erkrankungszahlen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Ungefähr ein Drittel der Erkrankten infiziert sich in den Herbstmonaten. Zecken halten sich meist in Gras, Wäldern oder blattreichen Vegetationen auf, bis die Tages- oder Nachttemperaturen dauerhaft unter 5 Grad Celsius fallen. Als Folge der globalen Erwärmung werden Zecken jedoch auch noch im November und in höheren Lagen als früher üblich beobachtet. Während bei vielen Infektionskrankheiten die Zahl der Fälle im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie zurückging, war die Situation bei den durch Zecken übertragenen Krankheiten genau umgekehrt. Experten vermuten, dass sich während der Pandemie mehr Menschen in der Natur aufhielten, weil viele Orte z. B. Freizeit-, Sport- oder Kultureinrichtungen geschlossen waren. Einheimischen und Besuchern der Risikogebiete wird daher empfohlen, beim Besuch von Erholungsgebieten langärmelige Kleidung zu tragen und auf die freien Hautstellen Zecken abweisende Cremes, Lotionen oder Sprays aufzutragen. Bei höherem Risiko (z. B. Zelten, Campen, häufige und längere Naturaufenthalte) ist eine Schutzimpfung ratsam. Die Impfung schützt auch vor RSSE - Russische Frühsommer-Meningoenzephalitis.
Auch in Deutschland hat die Zahl der FSME-Risikogebiete zugenommen
In den warmen Herbstmonaten besteht auch in Deutschland ein Übertragungsrisiko für Borreliose (Lyme Krankheit) und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt in Mitteleuropa durch Zeckenstiche überwiegend in den Monaten März bis Oktober (je nach Witterungsbedingungen evtl. auch früher und später). Die meisten Zeckenstiche werden in der Freizeit bei Freilandaufenthalten erworben. In Deutschland wurden in diesem Jahr 396 FSME-Fälle registriert (Datenstand 15. September 2022). Neben Bayern und Baden-Württemberg tritt die durch Zecken übertragbare Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auch in Südhessen, Sachsen und im südöstlichen Thüringen auf. Kleinere Herde befinden sich zudem in Mittelhessen (Landkreis Marburg-Biedenkopf), im Saarland (LK Saarpfalz-Kreis), in Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld) und in Niedersachsen (LK Emsland). Im Jahr 2022 kamen sechs weitere Regionen hinzu: drei Kreise in Brandenburg (LK Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree und LK Spree-Neiße), der Stadtkreis Solingen in Nordrhein-Westfalen, so wie der Stadtkreis Chemnitz und der Landkreis Görlitz in Sachsen. Somit sind in Deutschland aktuell 175 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Wie in den Vorjahren wurden aber auch in anderen Bundesländern Deutschlands vereinzelte FSME-Erkrankungen beobachtet, die nicht als FSME-Risikogebiete gelten.
Schutzimpfung für Personen mit Risiko
Eine FSME-Impfung wird von der STIKO daher allen Personen empfohlen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Dazu gehören neben bestimmten Berufsgruppen wie Waldarbeitern und Personen der Landwirtschaft auch Freizeitausflügler und Bewohner der Risikogebiete, die sich oft in der freien Natur oder im Garten aufhalten; denn die meisten Zeckenstiche werden in der Freizeit erworben. Allerdings sind die Impfquoten in den Risikogebieten weiterhin gering, vor allem bei Personen im Alter über 60 Jahre, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Ab einem Alter von 40 Jahren steigt das Risiko einer FSME-Erkrankung deutlich an und tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Bei über der Hälfte der 2021 gemeldeten FSME-Fälle wurden neurologische Ausfälle, eine Meningitis oder Enzephalitis festgestellt. Drei Erkrankte verstarben.