12. Jun 2021
Tunesien: Vier Menschen erkrankten an Tollwut

In diesem Jahr wurden vier Tollwut-Fälle in Tunesien gemeldet. Die Erkrankungen werden meist durch tollwütige Hunde auf den Menschen übertragen. Daher werden vielerorts im Land Tollwut-Impfkampagnen bei Hunden durchgeführt, um die Krankheit einzudämmen. In Bir Halima, im Gouvernement von Zaghouan wurde nach Aussage der Gesundheitsbehörden am 1. Juni 2021 ein Tollwut-Ausbruch gemeldet. Zaghouan ist eine Kleinstadt und Gemeinde im Norden Tunesiens und gleichzeitig Hauptstadt des Gouvernement Zaghouan. Dort biss ein tollwütiger Straßenhund einen Hütehund, der seine Schafherde bewachte. Als dieser an Tollwut erkrankte, biss er ein Schaf aus seiner Herde und hatte Kontakt zu weiteren Hütehunden. Mehrere Tiere infizierten sich und die Behörden riefen zur erhöhten Vorsicht vor den tollwütigen Tieren auf. Dies ist bereits der zweite Ausbruch bei Tieren in der Region Bir Halima in Zaghouan. Ein weiterer Tollwut-Ausbruch wurde in diesem Jahr aus der Region von Muqrin berichtet. Auch hier erkrankten mehrere Tiere an Tollwut und die Gesundheitsbehörden riefen zur erhöhten Vorsicht vor frei laufenden Hunden auf.
In vielen Reiseländern besteht ein Infektionsrisiko für Tollwut
Die gefährliche Infektionskrankheit ist für jährlich rund 59.000 Todesfälle verantwortlich. Experten gehen sogar von einer Unterfassung der Datenlage und von wesentlich mehr Erkrankungen aus, da viele Erkrankungen sich in abgelegenen Regionen von afrikanischen oder asiatischen Ländern befinden und gar nicht vollständig erfasst werden können. Hauptüberträger ist der Hund. Viele Hunde leben frei und herrenlos auf den Straßen. Deshalb gilt als eiserne Regel, sich von frei laufenden Hunden – vor allem auch von Welpen – fernzuhalten, da durch infizierte Tiere die Gefahr der Virusübertragung auf den Menschen besteht. In mehr als 150 Ländern und Regionen besteht durch die erhöhte Zahl an streunenden Hunden ein erhöhtes Übertragungsrisiko für Tollwut v. a. in Ländern Asiens und Afrika. Es können aber auch Wildtiere wie z. B. Fledermäuse, Füchse, Wölfe und Stinktiere die Tollwut übertragen. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und ersten Symptomen) beträgt in den meisten Fällen zwischen 1 bis 3 Monaten; in Ausnahmefällen wurden Inkubationszeiten von bis zu einem Jahr beobachtet. In fast allen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich, sobald die ersten Beschwerden auftreten. Das Virus befällt das zentrale Nervensystem und führt nach kurzer Zeit zum Tod.
Schutzimpfung gegen Tollwut kann Leben retten
Die Impfung ist daher eine wichtige Maßnahme sich vorbeugend gegen die lebensgefährliche Krankheit zu schützen. Bislang waren 3 Impfungen an den Tagen 0, 7 und 21 bis 28 als Impfschema empfohlen. Im April 2018 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedoch eine neue Empfehlung zur Tollwutimpfung heraus; demnach sind nur mehr zwei Impfungen an den Tagen 0 (= Tag der Impfung) und 7 (= sieben Tage nach der ersten Impfung) erforderlich, um einen Schutz gegen Tollwut zu erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass die modernen Impfstoffe das Immunsystem so weit aktivieren, dass bereits nach zwei Impfungen ein ausreichender Schutz vorliegt, so die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft (DTG).
In vielen Ländern besteht v. a. in den ländlichen Regionen eine mangelhafte medizinische Versorgung
Bei Bissverletzungen oder Belecken von Schleimhäuten oder Wunden durch streunende Tiere ist weiterhin – unabhängig vom Impfstatus – wegen akuter Lebensgefahr umgehend ein Arzt bzw. medizinische Hilfe aufzusuchen. Dieser sollte neben der Wundversorgung eine aktive und passive Immunisierung gegen Tollwut durchführen. Es sollte jedoch bedacht werden, dass in vielen tropischen und subtropischen Ländern die medizinische Infrastruktur - v. a. in den ländlichen Regionen - unterentwickelt ist, sodass im Notfall u. U. nicht die richtigen Medikamente oder eine medizinische Einrichtung in der erforderlichen Zeit zur Verfügung stehen. Tragische Erkrankungsfälle bekräftigen die Tollwut-Impfempfehlung für Reisende vor allem bei Langzeitreisen in Länder mit erhöhtem Tollwutvorkommen. Bei erhöhtem Reiserisiko z. B. Trekking oder Übernachten im Freien ist ebenfalls eine Tollwut-Schutzimpfung zu erwägen.