16. Nov 2019
Ukraine: Masern, Diphtherie und Keuchhusten

Aus der Ukraine werden seit dem 29. Oktober 2019 vermehrt Diphtherie-Erkrankungen aus Uzhgorod, Charkiw und Kiew berichtet. Charkiw ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine und zählt mehr als 1,5 Mio. Einwohner. Zudem steigt die Zahl der Masernerkrankungen im Land weiter an. Seit Juni 2017 hält der Masernausbruch im Land bereits an und hat bislang zu mehr als 115.000 Masernerkrankungen mit 41 Todesfällen geführt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat die Zahl der Masernfälle zwischen 2016 und 2018 in der Ukraine um ein 50-faches zugenommen. Während 2016 noch 102 Masernfälle gezählt wurden, waren es 2018 bereits 53.219 Erkrankungsfälle. Auch die Zahl der Keuchhustenfälle (Pertussis) hat sich deutlich erhöht. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 2.214 Pertussis-Fälle registriert. Die Durchimpfungsrate liegt nach landeseigenen Angaben bei Schutzimpfungen wie der Kombinationsimpfung gegen Tetanus-Diphtherie-Pertussis und Polio bei nur knapp 50% und damit weit unter der erforderlichen empfohlenen Durchimpfungsrate. Die Gesundheitsbehörden befürchten vor allem, dass sich die Masern über die Grenzen der Ukraine hinweg auf die Länder der EU ausbreiten könnten. Im Jahr 2017 reisten über 2 Mio. Personen von der Ukraine in EU-Länder und knapp 2 Mio. EU-Bürger reisten in die Ukraine. 2019 wurden bis 30. September bereits 653 Masern-Fälle aus der Ukraine in Länder der EU importiert. Die örtlichen Gesundheitsbehörden bemühen sich weiterhin um eine bessere Durchimpfungsrate in der Bevölkerung.
Masernimpfschutz überprüfen
Im vergangenen Jahr wurden Masernerkrankungen aus mindestens 30 Ländern der WHO Europa Region berichtet. Die meisten Fälle wurden aus der Ukraine berichtet. Eine erhöhte Zahl an Masernfällen meldeten auch Griechenland, Frankreich, Italien und Rumänien. Aufgrund der zurückgehenden Impfquote in Europa ist die Zahl der Masernfälle in Europa laut WHO angestiegen. Durch Urlauber und den weltweiten Reiseverkehr werden immer wieder Masern-Infektionsketten in Gang gesetzt. Die meisten Erkrankungsfälle werden vor allem in Regionen mit einer geringen Masern-Durchimpfungsrate festgestellt. Das deutsche Robert Koch-Institut empfiehlt daher auch Reisenden den Masernimpfschutz zu überprüfen. Ungeimpften Personen bzw. Personen, die noch keine Masern durchgemacht haben und in eine Region mit erhöhtem Masernaufkommen reisen oder in medizinischen Einrichtungen zur Behandlung von Kindern, Tagesstätten, Kinderheimen, u. ä. arbeiten, wird eine Impfung empfohlen. Nach 1970 geborene ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Personen > 18 Jahre oder nach 1970 geborene Personen > 18 Jahre mit unklarem Impfstatus ist ebenfalls eine Impfung empfohlen.
Impfung gegen Diphtherie und Pertussis standardmäßig in Deutschland empfohlen
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Diphtherie-Impfung für alle Personen in Deutschland ab dem 3. Lebensmonat. Nach vollständiger Grundimmunisierung sollte im Fall eines erhöhten Infektionsrisikos (z.B. vor Reisen in Infektionsgebiete) mit einer Impfung nachgeimpft werden, sofern die letzte Impfung mehr als 5 Jahre zurückliegt. Außerdem empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut) die Diphtherie-Impfung in Kombination mit Tetanus und Keuchhusten durchzuführen. Reisende sollten darauf achten, dass im Falle einer anstehenden Auffrischung gegen Tetanus- und/oder Diphtherie im Rahmen einer Reise, auch an die Mitimpfung von Keuchhusten gedacht wird.