16. Apr 2023
Vietnam: Tetanus in Hanoi

Am 10. April 2023 meldeten die Gesundheitsbehörden in Hanoi zwei Tetanus-Fälle im Alter von 50 und 63 Jahren. Seit Beginn des Jahres bis 13. April 2023 traten in der Stadt fünf Tetanus-Erkrankungen auf, darunter ein Todesfall. Tetanus wird durch ein sehr starkes Gift (Toxin) verursacht, das von anaeroben Bakterien (sog. Clostridium tetani) produziert wird. Die Sporen dieses Organismus sind sehr resistent gegenüber Umweltfaktoren und sind im Boden sowie in den Därmen und Fäkalien von Pferden, Schafen, Rindern, Hunden, Katzen, Ratten, Meerschweinchen und Hühnern enthalten. Mit Dung behandelte Böden können dadurch große Mengen an Sporen enthalten. Die Sporen werden in der Regel durch eine mit Erde kontaminierte Stichwunde in den Körper eingebracht, zum Beispiel durch Wunden, die mit Erde, Straßenstaub, Tierbissen, tierischen oder menschlichen Fäkalien durch Schnittwunden, Verbrennungen oder unbemerkte Bagatellwunden in den Körper gelangen. Der einzige Schutz vor der Erkrankung besteht durch die Schutzimpfung, die alle zehn Jahre aufgefrischt werden sollte. Bei Kindern sollte gemäß der STIKO-Empfehlungen ein Impfschutz für Kinder durchgeführt werden, der durch eine Mehrfachimpfung nicht nur gegen Tetanus, sondern auch gegen andere gefährliche Infektionskrankheiten schützt.
Australien meldet ebenfalls einen Tetanus-Todesfall
Auch eine Frau aus Sydney (Australien) starb im April 2023 an Tetanus. Dabei handelte es sich um den ersten Todesfall in New South Wales (NSW) seit 1993. Zudem wurden zwei weitere Tetanus-Fälle in diesem Jahr in diesem Bundesstaat gemeldet, darunter eine 80-jährige Frau aus Sydney und eine 70-jährige Frau aus dem nördlichen New South Wales. Die Gesundheitsbehörde teilte mit, dass sich die Erkrankten durch kontaminierte Gartenerde infiziert hatten, die über eine kleine Wunde an den Beinen in den Körper gelangten. Sie sind die ersten Tetanusfälle, die in NSW seit 2019 gemeldet wurden.
Reisende sollten vor der Reise den Tetanus-Impfschutz überprüfen
Nichtgeimpfte oder Personen mit nicht eindeutig dokumentierter Grundimmunisierung sollten 2 Impfungen im Abstand von 4-6 Wochen und eine dritte Impfung 6-12 Monate nach der 2. Impfung erhalten. Diese Zeitabstände sind als Mindestabstände zu verstehen, d. h. jede Impfung gilt (es gibt keine unzulässig großen Abstände zwischen den einzelnen Impfungen). Wenn die letzte Impfung länger als 10 Jahre zurückliegt, erfolgt eine einmalige Auffrischungsimpfung. Die Wirksamkeit ist sehr zuverlässig. Vor der Reise sollten möglichst 2 Impfungen gegen Tetanus erfolgt sein. Die in Deutschland maßgebende Expertenkommission für Impffragen "STIKO" (Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut) empfiehlt, die Tetanusimpfung mit ggf. einer Keuchhusten- und Diphtherie-Auffrischimpfung zu kombinieren.
Auch in Europa werden Tetanus-Fälle berichtet
Im Jahr 2017 wurden in Europa 82 Tetanus-Fälle aus 26 Ländern berichtet. Die meisten Fälle wurden aus Italien gemeldet. Bereits in den Jahren 2013 bis 2017 wurden in Italien 231 Tetanus-Fälle von insgesamt 522 in Europa gemeldeten Fällen registriert. Die Infektionen traten tendenziell häufiger in den wärmeren Monaten auf, die mit einem höheren Maß an Aktivität im Freien verbunden sind. Auch in den Jahren 2001 bis 2010 zeigte eine Untersuchung, dass 594 Tetanus-Fälle landesweit in Italien registriert wurden. In 80 % der Fälle waren die Erkrankten älter als 60 Jahre und entweder gar nicht oder nicht vollständig geimpft (durch z. B. fehlende Auffrischimpfungen). In den vergangenen Jahren wurden aus Italien jährlich mehrere Tetanus-Todesfälle berichtet. In den meisten Fällen handelte es sich um ältere Erwachsene. Eine Tetanus-Erkrankung verleiht keine sichere Immunität und kann ernste bis lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen.
Unbehandelt droht der Tod häufig durch Erstickung
Die Inkubationszeit des Tetanus beträgt 3 Tage bis drei Wochen. In einigen Fällen kann der Ausbruch der Erkrankung sogar erst nach einigen Monaten nach der Infektion beobachtet werden. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, gibt es keine gezielte Behandlung. Das Gift, das durch die Bakterien produziert wird, breitet sich über die Nervenbahnen aus. Ist das Gift erst einmal verbreitet im Körper, kommt es zu sehr schmerzhaften Muskelschmerzen. Die Muskelkrämpfe können einige Minuten andauern und zu einer Kieferklemme führen, die das Öffnen des Mundes unmöglich macht. Krämpfe der langen Rückenmuskulatur können derart stark auftreten, dass es zu Überstreckungen und infolge sogar zu Brüchen der Wirbelsäule kommt. Unbehandelt folgt der Tod meist durch Erstickung. Um die Ausbreitung der Erreger entgegenzuwirken, werden in manchen Fällen die Eintrittswunden der Bakterien chirurgisch gründlich ausgeschnitten bzw. in schwerwiegenderen Fällen Amputationen durchgeführt. Eine maschinelle Beatmung ist bei Ausbreitung der Bakterien im Körper meist von Nöten. Da die erkrankten Personen unbehandelt selten das Bewusstsein verlieren, sind die Erkrankung und der Tod meist sehr qualvoll. Auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren trotz fortschrittlicher intensivmedizinischer Maßnahmen - noch immer Personen an Tetanus gestorben. Eine Übertragung der Erreger von Mensch-zu-Mensch ist nicht möglich.