28. Jul 2019

Welt-Hepatitis-Tag: Auch für Reisende interessant

Hepatitis iStock/Zerbor

Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit rund 325 Millionen Menschen entweder mit einer chronischen Hepatitis B oder C und rund 290 Millionen der Betroffenen wissen nicht, dass sie infiziert sind. In Deutschland schätzt die Bundesregierung die Zahl der chronisch von Hepatitis B oder C Betroffenen auf jeweils rund 300.000. Ohne eine rechtzeitige Behandlung kann es zu schweren Leberschädigungen kommen, bis hin zur Leberzirrhose, Leberkrebs und Tod. Hepatitis B und C gelten als ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Schätzungsweise 1,34 Millionen Menschen starben 2015 weltweit infolge einer Hepatitis B oder C. In zwei von drei Todesfällen bei Leberkrebs war eine chronische Hepatitis B oder C die Ursache. Viele Erkrankungen könnten durch eine Schutzimpfung vermieden werden und viele schwere Verläufe könnten durch eine rechtzeitige Therapie besser kontrolliert und milder verlaufen. Chronische Hepatitis-B-Infektionen erhöhen das Leberkrebsrisiko gegenüber der Normalbevölkerung um den Faktor 100.

„Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“

Die vielen unerkannten chronischen Hepatitis-Infektionen bilden weltweit ein großes Problem und setzen das Motto des Welt Hepatitis-Tages am 28. Juli 2019 fest – „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Wie in den Vorjahren zielt auch der diesjährige Hepatitis-Tag darauf ab, die vielen Infizierten zu finden, die bisher nichts von ihrer Hepatitis-Infektion wissen. Leberbeschwerden können lange unspezifisch sein (z.B. mit Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden) und bleiben daher häufig unerkannt. Ein rechtzeitiges Screening kann lebensgefährliche Spätfolgen verhindern und Neuinfektionen in der Bevölkerung vermeiden. Daher hat die WHO vor drei Jahren eine Initiative  ins Leben gerufen, um bis 2030 Hepatitis B und C weltweit einzudämmen. Das Ziel beinhaltet, dass es bis 2030 im Vergleich zu 2015 zu 90% weniger neuer chronischer Infektionen kommt und ein Rückgang der Todesfälle um 65% verzeichnet werden kann. Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag finden Sie unter www.welthepatitistag.info (www.worldhepatitisday.org).

Hepatitis B und C kommt in vielen Reiseländern vor

In Afrika, Asien und den Pazifischen Regionen stellt der Leberkrebs, der durch Hepatitis B-Virus-Infektionen verursacht wird, eine der drei häufigsten Krebsursachen dar. Schätzungsweise 887.000 Menschen sterben jährlich an Komplikationen infolge einer Hepatitis-B-Erkrankung bzw. einer durch Hepatitis B verursachten Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinom. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, sowie in Asien und im Pazifischen Raum werden am häufigsten Kinder durch das Hepatitis-B-Virus infiziert. Ungefähr ein Viertel aller Erwachsenen, die sich in der Kindheit mit Hepatitis-B-Viren infizieren, sterben an den Folgen von Leberkrebs oder Leberzirrhose. Die chronische Hepatitis B und C ist laut WHO eine der häufigsten Ursachen vermeidbarer Krankheiten in - zum Beispiel - folgenden asiatischen Ländern: Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Ost-Timor, Indien, Indonesien, Malediven, Nepal, Nord-Korea, Sri Lanka und Thailand. Rund 60 % der Infizierten haben keine gesundheitlichen Probleme und sind sich daher ihrer Infektion gar nicht bewusst. Erst wenn die Spätfolgen wie z.B. Leberzirrhose oder Leberkrebs auftreten, bemerken sie die Virusinfektion.

Unfälle und akute medizinische Eingriffe können zu einer Hepatitis B-Infektion führen

Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht in Reiseländern mit unterentwickelten medizinischen und hygienischen Gegebenheiten, da verunreinigte Spritzbestecke, medizinische Geräte, Bluttransfusionen etc. zum Einsatz kommen können. Einer der häufigsten Gründe während der Reise für eine Krankenhauseinweisung sind Unfälle. Der ungewohnte Straßenverkehr bildet eines der Hauptprobleme. Rund 40 % der Repatriierungsflüge gehen auf Unfälle im Straßenverkehr zurück. In diesem Zusammenhang können medizinische Eingriffe (Spritzen, Infusionen, Operationen, usw.) im Rahmen einer Erstversorgung vor Ort erforderlich werden. Untersuchungen zeigten, dass zwischen 23-44% der Todesfälle bei Interkontinentalreisen auf Unfälle und nur 1-3 % auf Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Außerdem kann durch plötzlich auftretende Zahnbeschwerden im Reiseland eine sofortige Zahn- und/oder Wurzelbehandlung erforderlich werden. Derartige akute medizinische Eingriffe durch z.B. eine akute Blinddarmentzündung, Zahnbeschwerden, etc. bergen durch verunreinigtes medizinisches Hilfsmaterial in vielen medizinisch unterversorgten Regionen - durch kontaminierte(s) Spritzen, OP-Besteck, Nadeln, etc. - ein erhöhtes Übertragungsrisiko. Nicht zuletzt sind auch Tätowierungen und/oder Piercings als beliebtes Urlaubssouvenir, nicht selten der Grund für die Infektion mit Hepatitisviren.

Es gibt viele Formen der Leberentzündung ("Hepatitis")

Es gibt viele Formen der Leberentzündungen („Hepatitis“) mit unterschiedlichen Ursachen. Reisemedizinisch relevant sind vor allem die Leberentzündungen, die durch Viren verursacht werden. Die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E können zu einer akuten oder auch chronischen Form der Leberentzündung führen. Je nach Virusinfektion entsteht eine Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D oder Hepatitis E mit unterschiedlichen Reiserisiken und Schutzmaßnahmen.