Flugreisen

Sonnenuntergang, Flugzeug von rechts iStock/sculpies
tucan

Kurzinfo & Tipps

  • Der Körper benötigt durch die geringere Luftfeuchtigkeit in der Höhe vermehrt Flüssigkeit (ca. die doppelte Trinkmenge wie im Normalfall).
  • Bei bestehenden Erkältungskrankheiten kann es durch angeschwollene Schleimhäute zu einem mangelnden Druckausgleich und in der Konsequenz zum sog. Barotrauma (mit Kopfschmerzen, Hörminderung und Schwindelanfälle) kommen. Durch Aktivierung der Schlundmuskulatur (z.B. Kauen, Schlucken, Gähnen, Saugen) wird ein Druckausgleich zum Mittelohr unterstützt.
  • Vorsicht Herzpatienten: Durch die Luftdruckschwankungen können für Personen mit vorbestehenden Herzerkrankungen Probleme auftreten (Gefahr von Herzinfarkt, Herz- Kreislaufproblemen, kardialer Notfall)
  • Ungefähr 50 % aller Passagiere zeigen während ihres Fluges Anzeichen von Flugangst. Entspannungstechniken z.B. autogenes Training, Atemübungen, Ablenkung durch fremde Tätigkeit (Lesen, Musik hören, Unterhaltung, usw.), gezielte technische Informationen über das Fliegen, sowie Teilnahme an Kursen oder Seminaren gegen Flugangst, führen bei ca. 80 % der Teilnehmer zu Strategien zur Kontrolle persönlicher Flugängste.
  • Lange Flugreisen begünstigen das Risiko einer Thrombosebildung (Economy-Class-Syndrom). Wichtigste Vorbeugung ist Bewegung und ggf. Stützstrümpfe, Heparinisierung
  • Nicht fliegen sollten: Schwangere ab dem 9. Monat, Personen mit kritischen Bluthochdruck (über 200/120 mmHg), Personen mit zurückliegenden Herzinfarkt (von mind. 6 Wochen), Patienten nach operativen medizinischen Eingriffen (Erholungsphase" des Körpers muss eingehalten werden und fällt je nach operativen Eingriff anders aus), ältere Personen mit Zerebralsklerose (erhöhtes Risiko für TIA,"Gehirnschlag") und Patienten mit stark eingeschränkter körperlichen Belastbarkeit (unter 50 Watt).
  • Kinder sollten während Sinkflügen nicht schlafen! Müttern mit Säuglingen und Kleinkindern wird empfohlen, beim Verlassen der Reiseflughöhe dem Säugling die Flasche zu geben (Lutschen am Sauger erleichtert nötigen Druckausgleich). Bei Kleinkindern helfen Bonbons oder Kaugummi.

10 Tipps für die Flugreise

  1. Thrombose-Prophylaxe (insbesondere bei Risikopersonen) beachten und durchführen
  2. Die "innere Uhr" sollte bei einer Zeitverschiebung dem neuen Wach- und Schlafrhythmus angepasst werden (näheres siehe Jet-lag)
  3. Regelmäßiges und häufiges Trinken ist wichtig. Denn es beugt der Austrocknung des Körpers (Dehydratation) und der Haut vor.
  4. Persönliche Medikamente, die regelmäßig benötigt werden, sollten auf Reisen immer mitgeführt und im Notfall griffbereit sein (z.B. Nitrospray, Betamimetikum, etc.)
  5. Mitführen von leichter und warmer Kleidung für Temperaturdifferenzen von Tag- und Nachtflügen: "Zwiebelprinzip"
  6. Bei Luftturbulenzen sollte der Sicherheitsgurt angelegt werden, damit man bei plötzlichem "Durchsacken" des Flugzeuges durch ein Luftloch nicht aus dem Sitz geschleudert wird.
  7. Schwangere sollten während des Fluges den Sicherheitsgurt tief unter dem Bauch verlaufen lassen.
  8. Kinder sollten während Sinkflügen nicht schlafen! Müttern mit Säuglingen und Kleinkindern wird empfohlen, beim Verlassen der Reiseflughöhe dem Säugling die Flasche zu geben um durch das Lutschen am Sauger dem Säugling den nötigen Druckausgleich zu erleichtern. Bei Kleinkindern kann dieser Effekt durch das Lutschen von Bonbons oder das Kauen von Kaugummi erreicht werden.
  9. Wer zu Reiseübelkeit neigt, sollte Medikamente gegen Reiseübelkeit in greifbarer Nähe mit sich führen und bei Bedarf rechtzeitig einnehmen.
  10. Die Temperaturen können bei Tag- und Nachtflügen schwanken. Durch das Mitführen von leichter und warmer Kleidung im Handgepäck können die Temperaturdifferenzen ausgeglichen werden (sofern die Temperaturregulation in der Flugzeugkabine nicht ausreichend ist).

Mögliche gesundheitlichen Belastungen während des Fluges

Luftdruckschwankungen
Im Flugzeug herrschen Druckverhältnisse, wie man sie sonst in 2.400 Meter Höhe antrifft. Der Luftdruck ist in dieser Höhe niedriger, wodurch die Sauerstoffsättigung des Blutes sinkt. Für den Gesunden stellt diese Tatsache kein Problem dar, da der Körper sich den veränderten Druckverhältnissen anpassen kann. Anders jedoch bei Personen mit chronischen Erkrankungen bei denen der Körper die ändernden Druckverhältnisse nicht ausreichend kompensieren kann.

Herz- und Kreislaufbeschwerden
Statistiken haben gezeigt, dass weltweit rund 2.500 Personen jährlich an Bord eines Flugzeuges sterben. Dabei handelt es sich in ca. 75 % der Fälle um ein akutes Herz-Kreislauf Versagen (z.B. Herzinfarkt), das in aller Regel bei Personen mit vorbestehenden Herzerkrankungen auftritt. Personen mit akuten und chronischen Erkrankungen (insbesondere mit Herz-, Kreislauf- und Lungenbeschwerden) sollten vor einer Flugreise immer einen Arzt konsultieren und die persönliche Flugtauglichkeit überprüfen lassen. Die Situation ist immer im Einzelfall zu bewerten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Belastung des Herzens bei den Reisevorbereitungen! So können Stressfaktoren (wie z.B. Aufregungen bei der Anfahrt zum Flughafen, das Tragen von schweren Gepäckstücken, Zeitdruck und die Sorge das Flugzeug zu verpassen) sich summieren und auch bereits vor Abflug einen sog. kardialen Notfall (z.B. Herzinfarkt) hervorrufen. In London Heathrow soll es nach Schätzungen einmal wöchentlich zu einem kardialen Notfall mit Todesfolge kommen und in Chicago befinden sich im Bereich des Flughafengebäudes aus diesem Grund alle paar Meter ein Defibrillator.
Schnupfen oder Erkältung
Durch angeschwollene Schleimhäute (z.B. bei Schnupfen und Erkältungskrankheiten) kann es zu einem mangelnden Druckausgleich und in der Konsequenz zu einem sog. Barotrauma kommen. Dabei können Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hörminderung und Schwindelanfälle auftreten. Durch Hilfsmaßnahmen wie z.B. Kauen, Schlucken, Gähnen, Saugen, etc. wird die Schlundmuskulatur aktiviert und in der Folge ein Druckausgleich zum Mittelohr unterstützt.

Geringe Luftfeuchtigkeit
Die Luft in der Kabine ist extrem trocken und kann insbesondere bei längeren Flugstrecken unangenehme Austrocknungserscheinungen (Dehydratation) der oberen Atemwege und auch der Augen hervorrufen. Der Körper benötigt durch die geringere Luftfeuchtigkeit vermehrt Flüssigkeit (ca. die doppelte Trinkmenge wie im Normalfall). Die Flüssigkeitsaufnahme, z.B. von Mineralwasser, Frucht- und Gemüsesäften erleichtert dem Organismus die Flüssigkeitsbilanzierung und gibt ihm hilfreiche Mineralien und Salze.

Strahlenbelastung
Beim Fliegen wirken verschiedene Strahlungen auf den Menschen ein, die in ihrer Größenordnung v.a. von der Flughöhe, der geographischen Breite (die Strahlung nimmt in Richtung Polnähe zu) und der Strahlendosis abhängen. Im Allgemeinen werden die Auswirkungen der "Flug-Strahlung" auf die Gesundheit des Menschen insgesamt als gering eingestuft. Ausnahmen bilden jedoch das genetische Risiko (mit der Entstehung von Fehlbildungen bei der Bildung von Keimzellen), mögliche Schädigungen während der Embryonalentwicklung und ein erhöhtes Risiko für eine Krebsentstehung. Sollten in der frühen Schwangerschaft daher mehrere Flüge unternommen werden, ist insbesondere auf die Strahlenbelastung zu achten. Besonders wichtig sind die Wochen der Hinrnentwicklung des Foeten (8. - 16 Schwangerschaftswoche). Der Strahlen-Grenzwert liegt bei 0,5 mSV (Millisievert). Bereits bei einem Normalflug von z.B. New York - Tokio liegt die Strahlenbelastung bei ca. 0,2 mSV. Der Metalldetektor (Magnetstab) der vom Flughafen-Sicherheitspersonal verwendet wird, stellt keine Gefährdung dar.
Flugangst
Umfragen haben ergeben, dass bis zu 50 % aller Passagiere während ihres Fluges Anzeichen von Flugangst zeigen. Die Ausprägungsart und -stäke variiert je nach persönlicher Veranlagung. Neben gezielten technischen Informationen über das Fliegen kann durch Entspannungstechniken, sowie durch verhaltenstherapeutische Kurse, Seminare und/oder Einzeltherapien der Umgang mit der Flugangst bei bis zu 80 % der Teilnehmer gebessert werden. Die Beschwerden fallen sehr unterschiedlich aus und reichen von Nervosität, Unbehagen, beschleunigter Atmung, Herzrasen, Schweißausbrüchen, Durchfall bis hin zu massiven Panikattacken und Vernichtungsängsten. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein, z.B. die Enge im Flugzeug, das Gefühl eingeschlossen und der Situation "ausgeliefert" zu sein, Höhenangst aber auch persönliche Konfliktsituationen und Schlüsselerlebnisse (z.B. Flug mit starken Turbulenzen). Neben gezielten technischen Informationen über das Fliegen können durch verhaltenstherapeutische Kurse, Seminare und/oder Einzeltherapien die seit 1979 erfolgreich durchgeführt werden, Bewältigungsstrategien und körperliche Entspannungsübungen erlernt werden, die den Umgang mit Flugangst schulen. Nach Abschluss der Seminare haben bis zu 80 % der Teilnehmer Strategien zur Kontrolle der persönlichen Ängste erlernt, um das Aufschaukeln der Angst zu Panikattacken zu vermeiden. Gegen Flugangst helfen Entspannungstechniken z.B. autogenes Training, Atemübungen, Ablenkung durch fremde Tätigkeit (Lesen, Musik hören, Unterhaltung, usw.), etc. oder weiterführend die Teilnahme an Kursen oder Seminaren gegen Flugangst.

Economy-Class-Syndrom
Lange Flugreisen über mehrere Stunden begünstigen das Risiko einer Thrombosebildung. Ein erhöhtes Thromboserisiko haben u.a. Patienten mit Venenerkrankungen (z.B. Krampfadern, Venenentzündungen), Herzinsuffizienz, sowie ältere Menschen, Schwangere und Frischoperierte. Rauchen, Übergewicht und die "Pille" stellen zusätzliche Risikofaktoren dar. Als wichtigste Vorbeugung dient Bewegung, desweiteren Stütz- bzw. Thrombosestrümpfe und Heparinisierung. Durch die Bewegungseinschränkung und das lange still Sitzen unter beengten Verhältnissen - vor allem in der Touristenklasse (sog. Economy-Class-Syndrom) - werden die Venen in der Kniekehle und Leiste abgenickt. Der Rückstrom des Blutes wird dadurch verlangsamt.

Flugtauglichkeit: Personengruppen mit Risiken

Schwangere ab dem 9. Monat dürfen offiziell keine Flugreisen mehr unternehmen. Im 8. Monat kann bei Vorlage eines fachärztlichen Zeugnisses, dass mit einer vorzeitigen Entbindung nicht zu rechnen ist, eine Flugreise unternommen werden. Im Allgemeinen bestehen bis zum 7. Schwangerschaftsmonat (bei komplikationslosem Schwangerschaftsverlauf und fehlenden Hinweisen für eine Frühgeburt oder einen Abort) grundsätzlich keine Bedenken für eine Flugreise.

Personen mit Bluthochdruck (kritisch für die Flugtauglichkeit ist ein Blutdruck über 200/120 mmHg, wobei der "untere Wert" in diesem Fall der Ausschlaggebende Wert ist)

Personen mit zurückliegenden Herzinfarkt dürfen für mindestens 6 Wochen nicht fliegen. Zu welchem Zeitpunkt der Patient nach einem "frischen" Herzinfarkt wieder fliegen kann, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und kann nur durch ärztliche Untersuchungen ermittelt werden. Unter Umständen kann es auch mehrere Monate andauern bis sich das Herz wieder "stabilisiert" hat und die Druckbelastungen beim Fliegen wieder kompensieren kann.

Personen mit Herz- und/oder Kreislaufbeschwerden bzw. -krankheiten sollten vor dem Flug unbedingt die Flugtauglichkeit bei ihrem Arzt überprüfen lassen.

Ältere Personen mit Zerebralsklerose ("Verkalkungen der Gehirngefäße") können durch die Minderdurchblutung des Gehirns ein erhöhtes Risiko für einen Infarkt der Gehirngefäße (TIA, "Gehirnschlag") haben und sollten sich vor Abreise mit ihrem Arzt besprechen.

Patienten mit stark eingeschränkter körperlichen Belastbarkeit von unter 50 Watt sollten keine Flugreisen unternehmen. Die körperliche Belastbarkeit bei Personen v.a. mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen sollte daher vor der Abreise geprüft werden.

Patienten nach operativen medizinischen Eingriffen müssen allgemeine "Erholungsphasen" des Körpers einhalten bevor Flugreisen unternommen werden können. Dabei gilt eine Wartezeit für z.B. Bilddarmoperationen von ca. 10 Tage, bei Darmoperationen von bis zu 6 Wochen, Lungenoperationen von 6 - 9 Monate, Bypassoperationen von bis zu 2 Wochen, Operationen im Mittelohrbereich von bis zu 10 Tagen, Tonsillektomie ("Mandelentfernung") von 10 - 14 Tage und eine Kataraktoperation von bis zu 4 Wochen.

Personen mit einschränkenden akuten Erkrankungen, sollten den Arzt zu ihrer Flugtauglichkeit befragen.