Video - Essen auf Reisen
In den Tropen lockt häufig frisches, reifes Obst und Gemüse von Straßenständen und Lokalen. Doch so vitaminreich und gesund die Lebensmittel selbst vielleicht sein mögen, häufig sind sie durch Krankheitserreger verunreinigt und können nach dem Verzehr, schnell zu gesundheitlichen Problemen führen. Daher gilt im Umgang mit Essen der alte und unverändert aktuelle Ratschlag „cook it, boil it, peel it or forget it“ (koch es, brat' es, schäl' es oder vergiss es).
Hepatitis A-Viren kommen weltweit vor
Hepatitis A-Viren treten weltweit auf. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die globale Anzahl der Hepatitis A-Erkrankungen auf rund 1,4 Mio. pro Jahr. Die Viren werden fäkal-oral übertragen, entweder im Rahmen enger Personenkontakte (z.B. Kindergarten, gemeinsamer Haushalt, Sexualkontakte, vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben [MSM]) aber eben auch durch verunreinigte Lebensmittel, Wasser oder Gebrauchsgegenstände. Nahezu die Hälfte aller in Deutschland gemeldeten Hepatitis A-Infektionen wurde in Reiseländern erworben, man spricht in diesem Zusammenhang von der sogenannten "Reisehepatitis." Die ersten Beschwerden können bereits 14 Tage nach Infektion auftreten. Mit zunehmendem Alter kann die Infektion häufiger zu Beschwerden und schwereren Krankheitsverläufen führen. Während die Hepatitis A in vielen tropischen und subtropischen Ländern gehäuft auftritt, ist sie in den letzten Jahrzehnten in den entwickelten Ländern Europas und Nordamerikas durch den wachsenden Hygienestandard stark zurückgegangen. Gegen Hepatitis A gibt es eine Schutzimpfung. Dieser Impfschutz ist vor allem für Reisende in Risikogebiete empfohlen, sowie Personen, die ein Risiko haben, besonders schwer zu erkranken (z.B. bei chronischen Lebererkrankungen). Bereits nach der ersten Hepatitis-A-Impfung sind bei mindestens 95% der Geimpften Antikörper gegen die Erkrankung nachweisbar. Aufgrund der langen Inkubationszeit (ca. 14-50 Tage) und dem schnellen Aufbau des Impfschutzes (12-15 Tage) kann die Impfung auch noch kurz vor der Abreise (z.B. bei „Last-Minute-Reisen“) verabreicht werden.
Das häufigste Übel ist der Reisedurchfall
Lebensmittel können mit Viren oder Bakterien verunreinigt sein (z.B. durch Fäkaliendüngung, unhygienische Essenszubereitungen, etc.), die innerhalb von Stunden bis Tagen zu Magen- und Darmbeschwerden mit Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Fieber sowie blutigem, schleimigem Stuhl führen können. Meistens handelt es sich um einen klassischen „Reisedurchfall“. Nach Schätzungen leiden 20 - 50 % aller Reisenden während ihrer Reise unter Durchfällen. In aller Regel klingen die Beschwerden bereits nach wenigen Tagen wieder ab, ohne dass eine besondere Medikation eingenommen werden muss. Bei Kleinkindern und Kindern kann es hingegen zu schweren und langwierigen Verläufen kommen. In Nord- und Zentraleuropa, Nordamerika, Australien und Neuseeland ist ein eher geringes Infektionsrisiko zu beobachten. Im europäischen Mittelmeerraum, in Israel, Japan, Südafrika und auf vielen Inseln im Pazifik besteht ein mittleres Risiko. Das höchste Risiko findet sich in Südostasien, Afrika und Mittel- und Südamerika.
Typhus durch verunreinigte Lebensmittel
Die Typhus Erkrankung (sog. Typhus abdominalis) wird durch eine Bakterienart (Salmonella enterica) verursacht. Die Erreger der Typhuserkrankungen sind weltweit verbreitet. Die Übertragung erfolgt durch verunreinigte Lebensmittel fäkal-oral. Die jährliche Gesamtzahl des Typhus abdominalis wird auf ungefähr 21 Millionen Erkrankungen und 222.000 Todesfälle geschätzt. Vor allem aus Ländern mit mangelhaften hygienischen und sanitären Verhältnissen werden gehäuft und wiederholt Typhuserkrankungen gemeldet. Jährlich werden in Deutschland durchschnittlich 60 Typhus-Erkrankungen registriert. Der Großteil der Infektionen wird im asiatischen Raum v.a. in Indien erworben. Gegen Typhus gibt es eine Schutzimpfung, die vor allem bei Reisen in Länder mit unzureichender Hygiene und insbesondere bei Rucksack- und Abenteuerreisen empfohlen ist.
Steak rare medium – ein Problem?
Rohes oder unzureichend gegartes Schweinefleisch kann zu einer Yersiniose führen, eine in Europa häufige Magen-Darm-Infektion (Yersinia enterocolitica). Zu dem spielen in Ländern mit keiner oder einer nur unzureichenden Fleischbeschau Bandwürmer eine Rolle. Der Mensch nimmt bei Verzehr von finnenhaltigem Rinder- oder Schweinefleisch die Würmer auf. In der Regel ist das Fleisch in diesem Fall noch relativ roh oder nur ungenügend gekocht. Der Schweinebandwurm wird vor allem in Mittel- und Südamerika, sowie in Afrika, China, Indien und Südostasien beobachtet. Seine Lebensdauer im Menschen kann mehr als 25 Jahre betragen. Die Mehrzahl der Infizierten sind beim Schweine- bzw. Rinderbandwurmbefall beschwerdefrei. Daher wird in vielen Fällen der Bandwurmbefall erst durch den Abgang von Wurmbestandteilen im Stuhl bemerkt. Wird das Fleisch ausreichend erhitzt (d.h. Kerntemperatur mindestens 70°C für 10 Minuten), kann eine Infektionsgefahr mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Fisch? Die bessere Lösung?
Auch der Verzehr von rohem Fisch kann Folgen haben, denn eine Vielzahl von Süß- und Meerwasserfischen können mit dem Fischbandwurm infiziert sein. Der Fischbandwurm wird vor allem in Binnenseegebieten von Europa (v.a. im Nordwesten Russlands, in Finnland, Skandinavien, Schweiz, Italien), Teilen Asiens, sowie in Nord- und Südamerika beobachtet. Die meisten Infektionen laufen beschwerdefrei und bleiben dadurch unbemerkt. Vermeidet man den Verzehr von rohem Fischfleisch bzw. kocht man es vollständig durch, so kann das Infektionsrisiko nahezu ausgeschlossen werden. Anders bei dem Krankheitsbild „Ciguatera“. In diesem Fall ist es unerheblich, ob der Fisch roh oder gekocht verzehrt wird. Die Fischvergiftung Ciguatera betrifft vor allem Reisende in die karibischen oder pazifischen Regionen. Die Ciguagifte stammen von Algen (sog. Dinoflagellaten) die von kleinen Fischen aufgenommen werden. Diese kleinen Fische werden häufig von Raubfischen (insbesondere von Riff-Fischen mit einem Gewicht über 2 kg, Roter Schnapper, Muränen, Aale, Seebarsch, Zackenbarsch und Barracuda) gefressen, die wiederum als Delikatesse in Speiserestaurants angeboten werden. Den betroffenen Speisefischen ist von außen nichts anzusehen. Auch geschmacklich bleiben sie unverändert. Die Gifte der Algen sind weder durch kochen, salzen, braten oder anderen Zubereitungsmöglichkeiten zu zerstören. Der Genuss dieser Meerestiere führt typischerweise zu einem kurz andauernden Brechdurchfall mit Bauchschmerzen. Im Anschluss können Herzbeschwerden und neurologische Störungen auftreten. In vielen Fällen treten Missempfindungen auf z.B. die Umkehr des Warm-Kalt-Empfindens, die monatelang anhalten können. Der einzige Schutz ist auf den Verzehr von Meerestieren (v.a. Raubfische) zu verzichten.
Frischer Salat und Obst – gesund oder ungesund?
In vielen Ländern wird noch mit menschlichen Fäkalien gedüngt. Daher sind hier sorgfältige Hygienevorkehrungen für die Nahrungsmittelaufnahme unbedingt erforderlich. So vitaminreich frischer Salat oder Obst auch sein mag, durch Düngung und das Waschen mit oft erregerhaltigen Leitungswasser begünstigt dies, das Infektionsrisiko von Magen-Darm-Erkrankungen. Dabei kann es zu einfachen Reisedurchfällen kommen, aber auch zu EHEC-Infektionen und in seltenen Fällen auch zur Cholera. Risikoreisende sollten eine Cholera-Impfung in Erwägung ziehen. Ungekochte Gemüsegerichte, sowie Gemüse Garnituren diverser Speisen oder auch Gemüse als Beiwerk von Burgern und anderen Speisen sollte vermieden werden, insbesondere Speisen von Straßenständen oder in günstigen Straßenrestaurants da hier in der Regel nicht die erforderlichen Hygienemaßnahmen in der Nahrungszubereitung eingehalten können. Auch Obst ist anfällig für die Verunreinigung durch viele Erreger, da es ungeschält viele Außenkontakte hat. Geschältes Obst gilt soweit als sicher, sofern das Messer mit dem es geschält wurde und die Hände die das geschälte Obst zubereiten sauber und frei von Erregern sind. Kartoffelsalat der mit Mayonnaise zubereitet wurde oder auch Milchprodukte wie Butter, Joghurt, Quark, Pudding und Cremedesserts sollten nur dann verzehrt werden, wenn die Kühlkette eingehalten wurde und die Lebensmittel nicht längere Zeit in der Wärme standen.