4. Jul 2021

Ägypten: Rund 60 Tollwut-Fälle jedes Jahr

Hund und Tourist 1 GSK

Berichten zufolge attackierte ein Hund 11 Menschen in Ägypten, so dass diese zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Nach Angaben der Polizei von Qena, einer Stadt in Oberägypten, griff der Hund mehrere Bewohner des Dorfes Al Kalh an. Im Krankenhaus wurden sie sofort gegen Tollwut geimpft und ihre Wunden sorgfältig desinfiziert und versorgt. Streunende Hunde sind in Ägypten landesweit verbreitet und stellen oft ein Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Statistiken der Weltgesundheitsorganisation von 2017 zufolge sterben in Ägypten jedes Jahr etwa 60 Menschen an Tollwut. Nach örtlichen Angaben des Landwirtschaftsministeriums kam es 2017 zu ca. 400.000 Hundebissen. Dies bedeutet ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2014 wo lediglich 100.000 Verletzungen berichtet wurden. 231 Menschen sollen in den letzten vier Jahren an Komplikationen im Zusammenhang mit Hundebissen gestorben sein; die meisten infolge von Tollwut. Streunende Hunde sind in nordafrikanischen Ländern die Hauptursache für Tollwut. Aus diesem Grund werden durch die Regierungen vielerorts Massenimpfungen von Haustieren (Hunde und Katzen) und streunenden Hundepopulation durchgeführt.

Schutzimpfung gegen Tollwut 

Die Impfung ist auch für Reisende eine wichtige Maßnahme um sich in Ländern mit Tollwut-Vorkommen vorbeugend gegen die lebensgefährliche Krankheit zu schützen. Bislang waren 3 Impfungen an den Tagen 0, 7 und 21 bis 28 als Impfschema empfohlen. Im April 2018 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedoch eine neue Empfehlung zur Tollwutimpfung heraus; demnach sind nur mehr zwei Impfungen an den Tagen 0 (= Tag der Impfung) und 7 (= Sieben Tage nach der ersten Impfung) erforderlich um einen ausreichenden Schutz gegen Tollwut zu erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass die modernen Impfstoffe das Immunsystem so weit aktivieren, dass bereits nach zwei Impfungen ein ausreichender Schutz vorliegt, so die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft (DTG). Rechtlich bindend für den Arzt in Deutschland bleiben weiterhin die offiziellen Impfempfehlungen der Fachinstanzen und Impfstoffhersteller (gemäß der Gebrauchsanweisung), die ein Impfschema mit 3 Tollwut-Impfungen vorsieht.

Die Tollwut tritt weltweit in vielen Reiseregionen auf 

Die Tollwut gehört in vielen Reiseländern zu denjenigen Infektionsrisiken die sehr ernst genommen werden sollten. Die gefährliche Infektionskrankheit ist für jährlich rund 59.000 Todesfälle verantwortlich. Experten gehen sogar von einer Unterfassung der Datenlage und von wesentlich mehr Erkrankungen aus, da viele Erkrankungen sich in abgelegenen Regionen von afrikanischen oder asiatischen Ländern befinden und gar nicht vollständig erfasst werden können. Hauptüberträger ist der Hund. Viele Hunde leben frei und herrenlos auf den Straßen. Deshalb gilt als eiserne Regel, sich von freilaufenden Hunden – vor allem auch Welpen – fernzuhalten, da durch infizierte Tiere die Gefahr der Virusübertragung auf den Menschen besteht. In mehr als 150 Ländern und Regionen besteht durch die erhöhte Zahl an streunenden Hunden ein erhöhtes Übertragungsrisiko für Tollwut, v.a. in Ländern Asiens und Afrika. Es können aber auch Wildtiere wie z.B. Fledermäuse, Füchse, Wölfe und Stinktiere die Tollwut übertragen. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und ersten Symptomen) beträgt in den meisten Fällen zwischen 1 bis 3 Monaten (in Ausnahmefällen wurden Inkubationszeiten von bis zu einem Jahr beobachtet). In fast allen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich, sobald die ersten Beschwerden auftreten. Das Virus befällt das zentrale Nervensystem und führt nach kurzer Zeit zum Tod.

Tollwut-Impfstoffe sind in vielen Reiseregionen nicht sofort verfügbar 

Bei Bissverletzungen oder Belecken von Schleimhäuten oder Wunden durch streunende Tiere ist jedoch weiterhin – unabhängig vom Impfstatus – wegen akuter Lebensgefahr umgehend ein Arzt bzw. medizinische Hilfe aufzusuchen. Dieser sollte neben der Wundversorgung eine aktive und passive Immunisierung gegen Tollwut durchführen. Es sollte jedoch bedacht werden, dass in vielen tropischen und subtropischen Ländern die medizinische Infrastruktur - v.a. in den ländlichen Regionen - unterentwickelt ist, so dass im Notfall u.U. nicht die richtigen Medikamente oder medizinischen Einrichtungen in der erforderlichen Zeit zur Verfügung stehen. Tragische Erkrankungsfälle bekräftigen die Tollwut-Impfempfehlung für Reisende vor allem bei Langzeitreisen in Länder mit erhöhtem Tollwutvorkommen. Bei erhöhtem Reiserisiko z.B. Trekking oder Übernachten im Freien, ist ebenfalls eine Tollwut-Schutzimpfung zu erwägen.