18. Apr 2020
Äthiopien: Zunahme von Gelbfieber

Aus Äthiopien wurden in den vergangenen Wochen vermehrt Gelbfieber-Fälle berichtet. Bis 4. April 2020 wurden laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation 85 Fälle registriert. Die Erkrankungs- und Verdachtsfälle wurden v.a. aus den Bezirken Wedesha, Doba, Shimorow, Kend und Terbe berichtet. Die meisten Todesfälle wurden aus Wedesha gemeldet. Die letzten registrierten Fälle wurden bei einer Familie aus Ener Enor in der Gurage Zone in Southern Nations (SNNPR) beobachtet. Aktuell laufen weitere Untersuchungen in den benachbarten Regionen.
Äthiopien gilt als Land mit Gelbfieber-Infektionsgebieten
Gelbfieber ist in Äthiopien in vielen Regionen des Landes verbreitet. Daher empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation unabhängig von den Landesvorschriften nachdrücklich die Impfung für alle Reisenden über 9. Lebensmonat in Gelbfieber-Infektionsgebiete. Die Impfung sollte 10 Tage vor Einreise in ein Risikogebiet stattfinden, damit dem Körper ausreichend Zeit gelassen wird, eine schützende immunologische Abwehr aufzubauen. Zudem sollten gute Mückenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Seit 11.07.2016 gilt laut Internationaler Gesundheitsvorschrift (IGV) der Nachweis einer einmalig gültigen Gelbfieber-Impfung bei Einreise. Eine Auffrischimpfung ist demnach nicht mehr erforderlich. Eine Impfung ist nicht empfohlen für eine Reise die sich ausschließlich auf die Provinzen Afar und Somali beschränkt. Größere Gelbfieber-Ausbrüche wurden in Äthiopien den Jahren 1960, 1962, 1966, 2013 und zuletzt 2018 beobachtet. Die WHO führt das Land als “Hochrisiko-Land” in der Bekämpfung von Gelbfieber. Seit Beginn der Regenzeit Anfang März kam es zu einem Anstieg der Mückenpopulationen, da durch den Regen bereits kleinere Wasseransammlungen perfekte Brutbedingungen für Mücken schaffen. Dadurch nimmt die Zahl der Überträgermücken zu und somit auch das Übertragungsrisiko für durch von Mücken übertragenen Erkrankungen wie zum Beispiel das Gelbfieber. Diese Situation zur parallel bestehenden Corona-Pandemie und der internationalen Reisebeschränkung bildet für die lokalen Gesundheitsbehörden eine zusätzliche Herausforderung. Dennoch werden Gelbfieber-Impfkampagnen derzeit und in den nächsten Wochen zum Schutz der Bevölkerung durchgeführt.
Reisemedizinische Beratung ist sinnvoll
Bei auftretendem Fieber nach Besuch von Gelbfieber-Risikogebieten, sollte immer die Möglichkeit einer Gelbfieber-Erkrankung in Betracht gezogen werden und entsprechend diagnostisch abgeklärt werden. In jedem Fall sollte rechtzeitig vor der Abreise eine reisemedizinische Beratung erfolgen, bei der in einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse das persönliche Risiko und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen geklärt werden können. Bei Reiserouten ausschließlich in die Trockenwüste der Sahara ist gemäß der WHO keine Gelbfieberimpfung empfohlen.
Gelbfieber wird durch Viren verursacht und ist lebensgefährlich
Insgesamt 47 Länder gelten als Länder mit Gelbfieber Endemiegebieten. Einer Untersuchung zufolge kam es im Jahr 2013 zu zwischen 84.000-170.000 schwerwiegende Gelbfieber-Erkrankungen und 29.000-60.000 Todesfällen. Weltweit treten jährlich schätzungsweise 200.000 Gelbfieber-Fälle auf – darunter geschätzt 30.000 Todesfälle. 90% aller Infektionen treten in Afrika auf. Das Gelbfieber wird durch Viren verursacht. Zu Beginn der Erkrankung treten grippeähnliche Beschwerden auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu Fieber, inneren Blutungen, Gelbsucht und Nierenschäden. Rund 15% entwickeln einen ernsten Krankheitsverlauf, wiederum die Hälfte dieser Patienten verstirbt. Gefährdet sind Personen, die in Gelbfieber-Risikogebieten leben (Einheimische) oder die Risikogebiete besuchen (Reisende). Für Reisende, die ungeimpft sog. "Nicht-Immune" sind, endet die Erkrankung in 50-60% der Fälle tödlich. Neben der Impfung sind gute und regelmäßig durchgeführte Mückenschutzmaßnahmen daher unbedingt erforderlich.