5. Jan 2019
Afghanistan, Nigeria, Pakistan: Polio 2019

Die Zahl der weltweit gemeldeten Fälle der Kinderlähmung (Poliomyelitis, kurz "Polio") hat sich im vergangenen Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr nur wenig geändert. Im vergangenen Jahr 2018 wurden 29 Fälle der Kinderlähmung gezählt und weitere 101 Fälle, die durch Impfvirusstämme hervorgerufen wurden (Daten-Erhebungszeitraum bis 18.12.2018). Im Vergleich dazu waren es 2017 insgesamt 22 Fälle der Kinderlähmung und 96 Impfvirus-Fälle. Als Polio-Endemieländer gelten nach wie vor Afghanistan, Nigeria und Pakistan. In Afghanistan wurden die letzten Fälle im Dezember 2018 aus der Kandahar Provinz gemeldet (Distrikte Khandak, Karwan Kocha, Loya Wiala und Rarobat). In Pakistan wurden die letzten Fälle der Kinderlähmung aus Baluchistan (Pishin Distrikt) und im Süden des Waziristan Distrikt beobachtet. Nigeria meldete den letzten Wildvirus Polio-Fall im August 2016 aus dem Bundesstaat Borno. Immer wieder kommt es durch Unruhen und Krieg zu Unterbrechungen von Impfkampagnen, so dass die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung, die zur Ausrottung der Erkrankung erforderlich ist, nicht erreicht werden kann. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt daher Reisenden eine Polio-Schutzimpfung bei Aufenthalt in Ländern mit Polio-Vorkommen (sog. Endemieländer) oder in Risikoländern.
Wer gilt als vollständig grundimmunisiert?
Von einer vollständigen Grundimmunisierung spricht man, wenn Erwachsene im Säuglings- und Jugendalter (oder auch später) eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung erhalten haben (in der Regel eine Impfserie bestehend aus fünf Impfdosen) oder wenn Erwachsene dreimal eine IPV-Impfung im Abstand von mindestens einem Monat erhalten haben. In Deutschland wird die Polio-Impfung ab dem 18. Lebensjahr nicht mehr routinemäßig – alle 10 Jahre – aufgefrischt. Sie wird lediglich als Reiseimpfung in Risikoregionen empfohlen, wenn die letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurückliegt. Die Grundimmunisierung der Impfung gegen Kinderlähmung erfolgt in Deutschland gemäß der STIKO. Die Grundimmunisierung und Auffrischung kann in jedem Lebensalter nachgeholt werden. In Deutschland ist grundsätzlich ein Polioimpfschutz für alle Personen bei fehlender oder unvollständiger Grundimmunisierung, so wie allen Personen ohne einmalige Auffrischimpfung, empfohlen.
WHO und das Auswärtige Amt empfehlen Polio-Schutzimpfung für Risikoländer
Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet im Wesentlichen Länder, die als endemisch gelten (Afghanistan, Pakistan, Nigeria) und Länder die ein erhöhtes Polio-Risiko aufweisen („outbreak countries“ Demokratische Republik Kongo, Syrien, Kenia, Niger, Somalia und Papua Neuguinea). Das Auswärtige Amt (AA) empfiehlt daher Langzeitreisenden (> 4 Wochen) und Einwohnern dieser Länder (zzgl. Mosambik) eine Impfung gegen Kinderlähmung. Abgesehen von der medizinischen und epidemiologischen Bedeutung dieser Empfehlung besteht unabhängig davon für manche Länder eine Polio-Impfpflicht u.a. für Afghanistan, Pakistan, Nigeria, Somalia und Papua Neuguinea. Ein gültiger Polio-Impfnachweis muss daher im gelben internationalen Impfausweis eingetragen sein. Bei den Ländern die eine Polio-Impfpflicht fordern kann der Nachweis ggf. bei der Einreise kontrolliert werden. In den Polio-Risikoländern besteht aufgrund einer zu geringen Durchimpfungsrate der Bevölkerung und zirkulierender Impfviren oder der geografischen Nähe zu Regionen mit Polio-Wildviren, die Gefahr der Wiedereinschleppung der Viren bzw. auch die Gefahr von Polio-Ausbrüchen und einer internationalen Ausbreitung. Weitere Länder die laut WHO ein Polio-Risiko beinhalten („Key-at-risk“) sind Kamerun, Zentralafrika, Tschad, Äquatorial Guinea, Äthiopien, Guinea, Irak, Laos, Liberia, Madagaskar, Myanmar, Sierra Leone, Süd Sudan und die Ukraine. In diesen Ländern wurden Einzelfälle von Kinderlähmung festgestellt, die durch Polioviren verursacht wurden, die sich von der Lebendvakzine ableiten lassen bzw. es wurden Polioviren im Land (z.B. in Abwässern) nachgewiesen, die eine Infektionsgefahr darstellen können. Die Weltgesundheitsorganisation ruft daher zur Vorsicht im internationalen Reiseverkehr auf und rät internationalen Reisenden, die sich länger als vier Wochen in Ländern mit Polio-Vorkommen oder Polio-Risiko aufhalten, eine Schutzimpfung. Diese Maßnahme dient nicht nur dem persönlichen Schutz, sondern soll auch dazu beitragen, dass sich die Erkrankung nicht weiter ausbreitet.
Polio-Impfempfehlung für Reisende mit weniger als 4 Wochen Reisedauer
• Für Reisende mit weniger als vier Wochen Reisedauer empfiehlt das Auswärtige Amt eine Polio-Impfung für folgende Länder:
Afghanistan, Pakistan, Nigeria, Somalia, Papua Neuguinea, Demokratische Republik Kongo, Kenia, Niger, Mosambik, Kamerun, Zentralafrika, Tschad, Syrien, Ukraine, Irak, Liberia, Sierra Leone, Äthiopien, Guinea, Äquatorialguinea, Madagaskar, Süd-Sudan, Laos und Myanmar.
• Auch bei Reisen in Länder, die sich in instabilen politischen Situationen befinden und/oder wo eine unklare Gesundheitsversorgung bzw. Überwachungssituation besteht, empfiehlt das Auswärtige Amt eine Polio-Impfung. Dazu zählt es die Länder Jemen, Libyen, Indien, Komoren, Seychellen, Indonesien und Osttimor.
• Aufgrund der großen Pilgerstätte wird auch für Saudi- Arabien die Impfung gegen Kinderlähmung empfohlen.