10. Nov 2017

Chile: Zunahme der Chagas-Krankheit im Norden

Seetang Ernte Fotolia / vladislav333222

In Chile hat die Zahl der Chagas-Erkrankungen in den Jahren zwischen 2010 und 2015 deutlich zugenommen. In Calama, im Norden des Andenstaates in der Región de Antofagasta, wurden die meisten Erkrankungen registriert. Betroffen sind insbesondere Immigranten aus Bolivien. Es wird angenommen, dass durch die Ernte von Seetang, Raubwanzen, die als  Überträger der Erkrankung fungieren, angelockt werden. Die Raubwanzen verspeisen den Kot von Seetieren (Meeresvögeln und Meeressäuger) die zuvor den Seetang verspeist haben. Durch die reichhaltige Nahrung vermehren sich die Raubwanzen – darunter auch diejenigen die mit dem Krankheitserreger der Chagas-Krankheit infiziert sind. Durch das erhöhte Vorkommen des Überträgers haben Menschen in der Region ein erhöhtes Übertragungsrisiko.   

Chagas-Krankheit: eine wenig beachtete Erkrankung 


Die Chagas-Krankheit tritt in Zentral- und Südamerika auf und bedroht Millionen von Menschen. Laut WHO stellt die Krankheit eine der 17 am wenigsten beachteten Krankheiten dar, die aus infektiologischer Sicht ernst genommen werden sollten. Nach neuesten Erkenntnissen kann das Anfangsstadium der Erkrankung unbemerkt bleiben und sogar über mehrere Jahre anhalten bevor die Krankheit ausbricht. Bei einem derartigen Krankheitsverlauf ist das Risiko eines tödlichen Krankheitsverlaufs nahezu verdoppelt. Experten nehmen an, dass es eine hohe Dunkelziffer an Erkrankungen gibt, da die Erkrankungsfälle nicht alle registriert bzw. diagnostiziert werden. In Brasilien wurden die Erreger vermehrt auch bei Blutspendern gefunden, da das Blut der Spender entsprechend untersucht wird. Es wurde festgestellt, dass vor allem Infizierte über viele Jahre beschwerdefrei sein können, im späteren Verlauf jedoch tödliche Herzerkrankungen durch den Befall der Erreger auftreten können. 

Plötzlicher Herztod durch Chagas-Parasiten 

Die  "südamerikanische Trypanosomiasis", wie die Chagas-Krankheit auch genannt wird, wird durch Parasiten (sog. Trypanosoma cruzi) verursacht. Nur ein geringer Anteil der Infizierten erkrankt. Dabei kommt es zu Fieber und zu Entzündungen der Gewebe, in denen sich die Parasiten eingenistet haben. Bei schweren Verläufen können Hirnhautentzündungen auftreten. Bei langfristigem Parasitenbefall in den Organen kommt es zur Zerstörung von Nervengewebe als auch zum  Erschlaffen und somit zur Ausdehnung verschiedener Gewebe (z.B. Herzmuskel oder Magen-Darmtrakt). Am Herzmuskel können diese Ausdehnungen zu einem papierdünnen Ballon führen, der bei Anstrengungen platzt und zu einem plötzlichen Herztod führt.

Offene Fruchtsäfte sollten besser gemieden werden

Immer wieder kommt es zu Chagas-Erkrankungsfällen in Lateinamerika. In rund 21 Regionen ist die Krankheit endemisch. Nach Schätzung beträgt die Zahl der weltweit infizierten Personen 7 bis 8 Millionen. Immer wieder treten Infektionsfälle auf. Zu einem größeren Ausbruch kam es im Jahr 2007 in Caracas. Wahrscheinlich infizierten sich die Betroffenen durch das Trinken von Guavensaft, der durch Kotausscheidungen der Raubwanze verunreinigt war. In der Regel besteht für Reisende nur ein sehr geringes Infektionsrisiko. Auf das Trinken offener Fruchtsäfte sollte ohnehin in Hinblickt auf die Infektionsgefahr diverser Durchfallerreger verzichtet werden.  

Trekkingreisende aufgepasst: Vorsicht bei Übernachtungen in der Natur und in Lehmhütten 


Die Chagas-Parasiten werden durch den Stich von Raubwanzen übertragen. Die Raubwanzen verstecken sich gerne in dunklen Ritzen von Lehmhütten und Reisigdächern und befallen nachts die Schlafenden für eine Blutmahlzeit.  Bezüglich der Chagas-Krankheit sollten insbesondere Reisende bei Trekking- bzw. Überlandtouren darauf achten, in den Infektionsgebieten auf Übernachtungen in einfachen Holz- oder Lehmhütten zu vermeiden. Ein widerstandsfähiges Moskitonetz kann ebenfalls einen guten Schutz bieten, wenn es sorgfältig angebracht und gut unter die Matratze gesteckt wird.