20. Nov 2022

Deutschland: Hepatitis A bei Reisenden

vor der Reise iStock/Peshkova

Am 3. November 2022 veröffentlichte das Robert Koch-Institut die Auswertungen von importierten Infektionskrankheiten bei deutschen Reisenden. Grundsätzlich sind aufgrund eingeschränkter Möglichkeiten infolge der COVID-19-Pandemie deutlich weniger Fälle von importierten Infektionskrankheiten in den vergangenen beiden Jahren 2020 und 2021 gemeldet worden als in den Jahren zuvor. Bei den Hepatitis-A-Erkrankungen wurden im Jahr 2021 insgesamt 591 Fälle erfasst. Davon wurden 73 Erkrankungen wahrscheinlich im Ausland erworben. Insgesamt kam es zu vier Todesfälle infolge einer Hepatitis-A-Erkrankung. Betroffen waren Frauen über 65 Jahre, die sich in Deutschland infiziert hatten. Die meisten Infektionen, die im Ausland erworben wurden, fanden in der zweiten Jahreshälfte statt, insbesondere in den Monaten August bis Ende November. Afghanistan, Syrien und Libanon waren die drei häufigsten Infektionsländer. Weitere Länder, in denen deutsche Reisende sich 2021 mit dem Hepatitis-A-Virus infizierten, waren unter anderem Rumänien, Bulgarien, Kenia, Türkei, Kroatien, Gambia, Nigeria und Pakistan. Die Hepatitis A, auch „Reisehepatitis“ genannt, ist weltweit verbreitet. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) bei Reisen in Regionen mit hohem Hepatitis-A-Vorkommen die Schutzimpfung. In diesem Jahr wurden dem Robert Koch-Institut bis 2. November 2022 insgesamt bereits 602 Hepatitis A-Fälle gemeldet. 

Hepatitis A-Risiko bei Fernreisen aber auch bei Nahzielen  

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Anzahl der Hepatitis-A-Erkrankungen global auf 1,4 Mio. pro Jahr. Ein Risiko besteht vor allem bei Fernreisen in tropische Länder, aber auch bei "nahen" Zielen wie den Mittelmeerländern und Osteuropa. Das Hepatitis-A-Übertragungsrisiko unterliegt regionalen Schwankungen und richtet sich nach den Hygienestandards in der Region bzw. im Land. In Regionen mit niedrigem Hygienestandard besteht meist ein erhöhtes Übertragungsrisiko. Die Übertragung der Hepatitis-A-Viren erfolgt fäkal-oral durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion. Eine fäkal-orale Übertragung von Hepatitis-A-Viren kann durch verunreinigtes Trinkwasser oder durch verunreinigte Nahrungsmittel erfolgen (z. B. fäkal gedüngtes Gemüse oder verunreinigtes Gefrierobst v. a. Beeren, Trockenobst od. -gemüse etc.). Ein erhöhtes Übertragungsrisiko besteht auch bei engen Personenkontakten mit oral-analen Geschlechtsverkehr oder aber auch unhygienische sanitäre Gemeinschaftstoiletten und/oder -bäder.

Schutzimpfung bei Reisen in Risikogebiete

Reisende in Länder mit erhöhtem Hepatitis-A-Übertragungsrisiko stellen nach ihrer Rückreise eine Quelle für importierte Hepatitis-A-Erkrankungen dar. Personen, die mit dem Hepatitis-A-Virus infiziert sind, können das Virus, wenn sie nicht oder noch nicht erkrankt sind weiterverbreiten und dadurch z.B. Mitglieder ihrer Schulklasse oder Familie anstecken. Da in Deutschland eine geringe Hepatitis A-Immunität in der Bevölkerung besteht, kann sich das Virus innerhalb der sozialen Umgebung schnell verbreiten. Hepatitis A-Viren sind relativ umweltresistent und können über längere Zeit vermehrungsfähig bleiben. Ein Schutz vor Hepatitis A besteht durch eine sorgfältige Trinkwasser- und Nahrungsmittelhygiene sowie durch Impfung. Eine Schutzimpfung ist kurzfristig vor Reiseantritt möglich. Aufgrund der langen Inkubationszeit (ca. 15-50 Tage) und dem schnellen Aufbau des Impfschutzes (12-15 Tage) kann die Impfung auch noch kurz vor der Abreise (z.B. bei „Last-Minute-Reisen“) verabreicht werden. Nach 6 Monaten erfolgt die zweite Impfung. Damit wird der Langzeitschutz erreicht und die Grundimmunisierung ist vollständig abgeschlossen. Eine Impfung ist Reisenden empfohlen, bei Reisen in Risikogebiete und für Risikopersonen d.h. Personen, die ein Risiko haben, besonders schwer zu erkranken.