24. Feb 2015
Deutschland: Masernfälle in Berlin
iStock/Sean Pavone
Mehr als 600 Masern-Erkrankungen wurden seit Oktober 2014 aus Berlin gemeldet. Die Zahl der Neuerkrankungen stieg in der zweiten Februarwoche auf rund 70 an. Am 18. Februar starb ein Kind im Alter von anderthalb Jahren trotz intensiv medizinischer Behandlung im Krankenhaus an der Infektionskrankheit. Mehr als vier Monate hält der Ausbruch in Berlin nun an. Der Ursprung des Masernausbruchs war unter Asylsuchenden aus Bosnien Herzegowina und Serbien. In der Zwischenzeit hat sich die Infektionskrankheit jedoch auf die Berliner Bevölkerung ausgebreitet, so dass rund 70% der Erkrankten Berliner sind und jeder Zweite über 18 Jahre alt ist. Die höchste Zahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) findet sich bei Kindern unter einem Jahr (50:100.000 Einwohner) und liegt damit in einer Altersgruppe bei der größtenteils noch kein Impfschutz vorliegen kann. Die Inzidenz bei den 18- bis 43-Jährigen beträgt 9:100.000 Einwohner (Stand: 24 Februar 2014). Bundesweit bestehen gerade in dieser Altersgruppe große Impflücken. Rund 88 % der an Masern erkrankten waren nicht geimpft und rund 27 % mussten wegen Komplikationen stationär behandelt werden.
Risikogruppen sollten geimpft sein
Das Landesamt für Gesundheit und Soziales empfiehlt daher allen Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind, sowie allen Asylsuchenden sich gegen Masern impfen zu lassen. Das Vorkommen der Erkrankung ist bundesweit. Nach 1970 geborene ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Personen ≥ 18 Jahre oder nach 1970 geborene Personen ≥ 18 Jahre mit unklarem Impfstatus ist ebenfalls eine Impfung empfohlen, insbesondere wenn im Gesundheitsdienst, Gemeinschaftseinrichtungen und in der Betreuung von Immunsupprimierten und -defizienten gearbeitet wird. Die Ständige Impfkommission empfiehlt zwei Masernimpfungen im zweiten Lebensjahr und fordert generell dazu auf, Impfungen vor dem 18. Geburtstag nachzuholen, wenn sie nicht zum empfohlenen Zeitpunkt durchgeführt werden konnten.
Ferntourismus involviert Reisende in weltweite Masernsituation
Durch den ständig wachsenden Fernreise-Tourismus sind Reisende zunehmend in die weltweite Masernsituation involviert. Immer wieder erkranken Reisende ohne Masernschutz bei ihrem Urlaub und bringen die Infektionskrankheit in ihr Heimatland zurück. Dort kommt es zur Ansteckung weiterer Personen, die ebenfalls keinen Masernschutz hatten. Daher empfiehlt das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) Reisenden in Regionen mit aktuellen Masernausbrüchen grundsätzlich den Masernimpfschutz zu überprüfen. Ungeimpften Personen bzw. Personen, die noch keine Masern durchgemacht haben und in ein Masern-Epidemiegebiet reisen oder in medizinischen Einrichtungen zur Behandlung von Kindern, Tagesstätten, Kinderheimen, u. ä. arbeiten, wird eine Impfung empfohlen.
Immer wieder erkranken Reisende
Seit dem Jahr 2000 haben durch die Unterstützung der UNICEF 1,7 Billionen Kinder die Masernimpfung erhalten können, doch etliche Ziele zur Elimination (Ausrottung) der Masern weltweit konnten bislang nicht umgesetzt werden und gefährden damit den Erfolg der Eliminationsmaßnahmen. Durch den ständig wachsenden Fernreise-Tourismus sind jedoch auch Reisende zunehmend in die weltweite Masernsituation involviert. Immer wieder erkranken Reisende ohne Masernschutz bei ihrem Urlaub und bringen die Infektionskrankheit in ihr Heimatland zurück. Dort kommt es zur Ansteckung weiterer Personen, die ebenfalls keinen Masernschutz hatten. Anfangs November 2014 wurde erst ein tragischer Fall bekannt, bei dem ein vierjähriges Kind an den möglichen Spätfolgen der Masern erkrankt ist. Dabei handelt es sich um die gefährliche SSPE (chronische Maserngehirnentzündung), die eine Spätkomplikation der Maserninfektion darstellt und immer tödlich verläuft. Nach Schätzungen der UNICEF starben 2013 rund 145.700 Kinder an Masern (2012 rund 122.000). Die Weltgesundheitsorganisation gibt an, dass in den Jahren 2010-2013 rund 15,6 Mio. Masern-Todesfälle weltweit durch die Masern-Schutzimpfung verhindert werden konnten. Vor allem Kinder in den armen und unterversorgten Regionen der Welt, sind durch die Masern bedroht. Durchschnittlich haben laut WHO nur 84% der Kinder weltweit eine Einzeldosis der Masernimpfung erhalten. Das bedeutet, dass rund 21.5. Millionen Kinder ohne Masernschutz der Infektionsgefahr ausgesetzt sind. Drei von fünf ungeimpften Kindern leben in den Ländern Indien, Nigeria, Pakistan, Äthiopien, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo