25. Jan 2014
Indien von WHO als poliofrei erklärt
Seit 13. Januar 2011 ist in Indien kein Polio-Wildvirus (Erreger der Kinderlähmung) mehr aufgetreten. Damit gilt Indien nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell als poliofrei. Um als "poliofrei" deklariert zu werden ist es erforderlich, dass in den vergangenen drei Jahren keine Fälle von Kinderlähmung (Poliomyelitis) - die im Land selbst erworben wurden - auftreten dürfen (importierte Fälle ausgenommen). Massive Impfkampagnen haben in Indien zu diesem Erfolg geführt und bilden einen Meilenstein im Rahmen der weltweiten Polio-Ausrottung. Indien galt in den Jahren 1978-1995 mit jährlich zwischen rund 50.000-100.000 Polio-Fällen zu den Ländern mit höchstem Krankheitsvorkommen.
Was bedeutet "poliofrei" für den Reisenden?
Reisende sollten mit ihrem Impfarzt eine Entscheidung treffen, ob ein Schutz gegen Kinderlähmung bei Reisen nach Indien weiterhin sinnvoll ist. In vielen europäischen Ländern wird weiterhin ein Impfschutz gegen Kinderlähmung bei Reisen nach Indien empfohlen. In England wird zum Beispiel ein größerer Zeitraum der Polio-Freiheit vorausgesetzt bevor die Impfempfehlung aufgehoben wird. Bei einem Auftreten des Krankheitserregers (Polio-Wildtyp) im Reiseland seit 2010 wird hier weiterhin ein Polio-Impfschutz empfohlen. Dazu gehört somit auch Indien, mit seinem letzten Polio-Wildvirusfall 2011. In Deutschland ist derzeit nach Empfehlungen der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft bei Reisen nach Südasien, demnach auch Indien, ein Impfschutz gegen Kinderlähmung empfohlen. Die Ständige Impfkommission in Deutschland rät Reisenden die Infektionsgebiete besuchen, die aktuelle epidemische Polio-Situation zu beachten, insbesondere die Meldungen der WHO. Es bleibt zu beobachten, wie sich die Impfempfehlungen weiter entwickeln. Die Infektionsrisiken sollten in jedem Fall mit dem Arzt besprochen werden. Der Reisestil ist dabei ein wichtiges Entscheidungskriterium. Eine Sightseeing-Hotelreise ist nicht mit demselben Risiko behaftet, wie ein Soziales Jahr bei Hilfskräften in Kinderkrippen oder im sozialen Sektor der Entwicklungshilfe. Sehr sorgfältige Schutzmaßnahmen, insbesondere bei der Nahrungsmittel und Trinkwasserhygiene sind in Indien ohnehin immer einzuhalten.
Die Welt soll bis 2018 poliofrei sein
Bis zum Jahr 2018 plant die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Kinderlähmung weltweit auszurotten. Dazu sind noch vielerorts breitflächig angelegte Impfkampagnen erforderlich. Immer wieder kommt es zu "importierten Poliofälle". Damit gemeint sind diejenigen Krankheitsfälle die dadurch entstehen, dass Polioviren aus Ländern mit Poliovorkommen in Länder ohne Poliovorkommen importiert werden (z.B. durch Reisende, Immigration, etc.). Bei Personen ohne Polioschutz können sie zu einer Infektion und in der Folge zu einer Erkrankung führen. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 389 Poliofälle gezählt. Die Erkrankungen wurden in Pakistan (91), Nigeria (53), Afghanistan (13), Somalia (189), Äthiopien (9), Kamerun (4), Syrien (16) und Kenia (14) registriert.
Gewalt und Unruhen erschweren das Ausrottungsprogramm
Auch in diesem Jahr wurden bereits die ersten Poliofälle aus Indiens Nachbarland Pakistan gemeldet. Immer wieder kommt es durch Gewalttaten im Land zu Unterbrechungen der Impfkampagnen. Mindestens sieben Mitarbeiter eines Polio-Impfteams kamen durch Attentate ums Leben. Pakistan besitzt vor allem im Nordwesten des Landes endemische Polio-Gebiete – wie zum Beispiel die Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Die Provinz befindet sich unweit der nördlichen indischen Landesgrenze. Neben Flüchtlings- und Völkerwanderungen bei denen es zu Re-Importen des Poliovirus in aktuell poliofreie Regionen/Länder kommen kann, erschweren auch Kriegs- und Krisengebiete durch ihre Unruhen, die örtlichen Impfprogramme, die nicht selten deswegen abgebrochen werden müssen. Es überrascht somit nicht, dass die meisten Polio-Fälle im letzten Jahr aus Ländern mit starken Krisenregionen– wie Somalia und Pakistan - stammen. Auch das seit 1999 poliofreie Syrien zählt seit Oktober 2013 wieder Fälle der Kinderlähmung. Trotz großer Impferfolge, wie in Indien, bleibt die Polio weltweit weiterhin ein Problem.