3. Jul 2015
Venezuela: Chagas-Krankheit in Merida
Pechel / interMEDIS
Im Bundesstaat Merida erkrankten mehrere Personen einer Familie an der Chagas-Krankheit. Die Familie lebt in der Stadt La Macarena, ungefähr 60 km nordöstlich der gleichnamigen Hauptstadt Merida, in der Andenregion von Venezuela. Nach Aussage der Gesundheitsbehörden kam es bereits zu drei Todesfällen. Immer wieder kommt es zu Chagas-Erkrankungsfällen in Südamerika. In rund 20 Regionen ist die Krankheit endemisch. Nach Schätzung beträgt die Zahl der weltweit infizierten Personen 7 – 8 Millionen. Immer wieder treten Infektionsfälle auf. Zu einem größeren Ausbruch kam es im Jahr 2007 in Caracas. Rund 130 Kinder erkrankten. Wahrscheinlich infizierten sich die Betroffenen durch das Trinken von Guavensaft, der durch Kotausscheidungen der Raubwanze verunreinigt war. Weiterführende Abklärungen zur Infektionsquelle werden derzeit durchgeführt.
Raubwanze infiziert Menschen
Die Chagas-Parasiten werden durch den Stich von Raubwanzen übertragen. Die Raubwanzen verstecken sich gerne in dunklen Ritzen von Lehmhütten und Reisigdächern und befallen nachts die Schlafenden für eine Blutmahlzeit. Meistens ist der arme Teil der Bevölkerung in Mittel- und Südamerika betroffen. Die "südamerikanische Trypanosomiasis", wie die Chagas-Krankheit auch genannt wird, wird durch Parasiten (sog. Trypanosoma cruzi) verursacht. Nur ein geringer Anteil der Infizierten erkrankt. Dabei kommt es zu Fieber und zu Entzündungen der Gewebe, in denen sich die Parasiten eingenistet haben. Bei schweren Verläufen können Hirnhautentzündungen auftreten. Bei langfristigem Parasitenbefall in den Organen kommt es zur Zerstörung von Nervengewebe als auch zum Erschlaffen und somit zur Ausdehnung verschiedener Gewebe (z.B. Herzmuskel oder Magen-Darmtrakt). Am Herzmuskel können diese Ausdehnungen zu einem papierdünnen Ballon führen, der bei Anstrengungen platzt und zu einem plötzlichen Herztod führt.
Sehr geringes Risiko für Reisende
In der Regel besteht für Reisende nur ein sehr geringes Infektionsrisiko. Auf das Trinken offener Fruchtsäfte sollte ohnehin in Hinblickt auf die Infektionsgefahr diverser Durchfallerreger verzichtet werden. Bezüglich der Chagas-Krankheit sollten insbesondere Reisende bei Trekking- bzw. Überlandtouren darauf achten, in den Infektionsgebieten auf Übernachtungen in einfachen Holz- oder Lehmhütten zu vermeiden. Ein widerstandsfähiges Moskitonetz kann ebenfalls einen guten Schutz bieten, wenn es sorgfältig angebracht und gut unter die Matratze gesteckt wird.