12. Aug 2018
Venezuela: Diphtherie in 22 Bundesstaaten

Der Diphtherie-Ausbruch der seit 2016 in Venezuela anhält, setzt sich weiter fort. In diesem Jahr wurden bislang 540 Diphtherie-Erkrankungen berichtet, darunter 44 Todesfälle. Im gesamten Vorjahr waren es 1.040 Fälle und 103 Todesfälle. Zu Beginn des Ausbruchs waren vor allem die Bundesstaaten Anzoategui, Bolivar, Delta Amacuro, Monagas und Sucre betroffen. Die meisten Erkrankungen wurden aus dem Bundesstaat Bolivar berichtet. Seit dem vergangenen Jahr 2017 melden 22 Staaten sowie der Capital District der Hauptstadt Diphtherie Erkrankungen. Am stärksten betroffen sind Kinder und Jugendliche jünger als 15 Jahre. Grund für den beständigen Anstieg der Erkrankungszahlen sind Impfstoffengpässe, unzureichende Behandlungsmöglichkeiten und eine fehlende politische Strategie diese Problematik anzugehen.
Diphtherie bei Reisenden nicht selten
Eine Untersuchung die in den Jahren 2000 bis 2009 durchgeführt wurde zeigte, dass von neun Diphtherie-Erkrankungen die in Deutschland registriert wurden, sieben einen reisemedizinischen Hintergrund hatten. Diphtherie-Bakterien treten weltweit auf und erzeugen ein gefährliches Gift (Diphtherietoxin). Die Erreger werden mittels Atemluft, z.B. durch Küssen, Niesen, Husten übertragen (Tröpfcheninfektion). Eine Ausnahme bildet die Hautdiphtherie, bei der die Erregerübertragung durch Schmierinfektionen stattfindet. Die Hautdiphtherie ist in Europa eher selten und tritt vor allem in den tropischen Ländern auf. Im vergangenen Jahr erkrankte ein 51-jähriger Tourist nach seiner Rückreise aus Thailand an einer Hautdiphtherie. Vereinzelte Fälle wurden in den vergangenen Jahren bei Obdachlosen, Drogensüchtigen, aber eben auch bei Reisenden beobachtet.
Impfmüdigkeit erhöht die Empfänglichkeit
Wichtig ist im Erkrankungsfall die rasche Behandlung und Gabe eines Gegengiftes zur Neutralisierung des Diphtherietoxins, das durch die Erreger im Körper ausgeschüttet wird. Die durchgemachte Krankheit hinterlässt keine sichere Immunität, daher ist eine vorbeugende Impfung gegen Diphtherie wichtig. Die Impfung schützt vor allem vor der Wirkung des Giftes im Körper und verhindert somit die folgenschweren Auswirkungen. Die Vergangenheit zeigte, dass bei sinkender Immunität in der Bevölkerung eine Zunahme der Diphtherie-Fälle beobachtet werden kann. Wegen der oft durch Impfmüdigkeit entstandenen Immunitätslücken der erwachsenen Bevölkerung wird eine zunehmende Empfänglichkeit beobachtet. Obgleich in vielen tropischen Ländern ein Rückgang der Erkrankungszahlen beobachtet wird, bleibt die Krankheit in vielen Reiseländern wie z.B. Brasilien, Nigeria, Indien, Indonesien oder auch den Philippinen endemisch. In den GUS-Ländern kam es zu Beginn der Neunziger Jahre zu einer ausgedehnten Epidemie, der die WHO mit umfangreichen Impfkampagnen begegnete. Aufgrund von Impfkampagen konnte die Zahl der Diphtheriekranken im Jahr 1995 von rund 50.000 auf 730 im Jahr 1999 gesenkt werden.
Bei der Auffrischimpfungen an Diphtherie denken
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Diphtherie-Impfung für alle Personen in Deutschland ab dem 3. Lebensmonat. Nicht geimpfte oder Personen mit nicht eindeutig dokumentierter Grundimmunisierung sollten 2 Impfungen im Abstand von 4-8 Wochen und eine dritte Impfung ca. 12 Monate nach der 2. Impfung erhalten. Diese Zeitabstände sind als Mindestabstände zu verstehen, d.h. jede Impfung gilt (es gibt keine unzulässig großen Abstände zwischen den einzelnen Impfungen). Vor der Reise sollten möglichst zwei Impfungen gegen Diphtherie erfolgt sein. Beginn des Schutzes ungefähr 2 Wochen nach der zweiten Impfdosis. Nach vollständiger Grundimmunisierung sollte im Fall eines erhöhten Infektionsrisikos (z.B. vor Reisen in Infektionsgebiete) mit einer Impfung nachgeimpft werden, sofern die letzte Impfung mehr als 5 Jahre zurückliegt. Außerdem empfiehlt die STIKO die Diphtherie-Impfung in Kombination mit Tetanus und Keuchhusten durchzuführen.